Am 20. November 2025 sorgt Heinz Rühmann erneut für Schlagzeilen: Die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) hat dem legendären Schauspieler posthum die Ehrenmedaille wegen seiner NS-Vergangenheit entzogen. Diese Entscheidung wirft ein neues Licht auf den Mann, der mit Filmen wie „Die Feuerzangenbowle“ und „Der Hauptmann von Köpenick“ Generationen begeisterte. Hier erfährst du alles über sein Leben, seine größten Filme und die aktuelle Debatte.
Wer war Heinz Rühmann?
Heinz Rühmann war einer der beliebtesten und erfolgreichsten deutschen Schauspieler des 20. Jahrhunderts. Er wurde am 7. März 1902 in Essen geboren und starb am 3. Oktober 1994 in Berg am Starnberger See. Mit seinem jungenhaften Aussehen und seiner unverwechselbaren Art prägte er das deutsche Kino über sechs Jahrzehnte hinweg.
Seine Karriere begann auf der Theaterbühne in den 1920er Jahren. Der Durchbruch als Filmschauspieler gelang ihm 1930 mit „Die Drei von der Tankstelle“. Danach wurde er neben Hans Albers zum bestbezahlten deutschen Filmstar. Rühmann verkörperte meist den Idealtyp des sympathischen Kleinbürgers, mit dem sich Millionen Deutsche identifizieren konnten. 1995 erhielt er posthum die Goldene Kamera als „Größter deutscher Schauspieler des Jahrhunderts“.
SPIO entzieht Heinz Rühmann die Ehrenmedaille
Am 19. November 2025 hat die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) Heinz Rühmann und 13 weiteren Filmgrößen die Ehrenmedaille aberkannt. Diese Entscheidung folgt einer Studie des Instituts für Zeitgeschichte München, die erhebliche NS-Belastungen bei den Preisträgern feststellte.
Neben Rühmann verlieren auch Leni Riefenstahl, Olga Tschechowa und der ehemalige Berlinale-Leiter Alfred Bauer ihre Auszeichnungen. Die Untersuchung stufte die 14 Personen als „NS-belastet“ oder „NS-konform“ ein. SPIO-Präsident Peter Schauerte erklärte: „Uns war klar, dass wir mit Belastungen von Personen aus der Vergangenheit und eigenen Fehlern konfrontiert werden.“
Die Studie wurde vor dem Hintergrund des 100-jährigen Bestehens der SPIO und des aktuellen Erstarkens rechtsextremer Ansichten in Auftrag gegeben. Historiker Bernhard Gotto überprüfte insgesamt 89 Filmschaffende auf ihre Rolle im Nationalsozialismus.
Heinz Rühmann und die NS-Zeit
Heinz Rühmanns Rolle während des Nationalsozialismus ist seit Jahrzehnten umstritten. Nach der Machtübernahme der Nazis 1933 nahm er eine politisch neutrale Haltung ein und versuchte, sich mit dem Regime zu arrangieren. Seine Popularität wuchs in dieser Zeit weiter an.
| Jahr | Ereignis |
|---|---|
| 1938 | Scheidung von seiner jüdischen Frau Maria Bernheim auf Druck von Joseph Goebbels |
| 1939 | Heirat mit Schauspielerin Hertha Feiler, die als „Vierteljüdin“ galt |
| 1940-42 | Kleinere Rollen in den Propagandafilmen „Wunschkonzert“ und „Fronttheater“ |
| 1943 | Ernennung zum „Staatsschauspieler“ |
| 1944 | „Die Feuerzangenbowle“ wird von den Nazis wegen „Respektlosigkeit gegen Autoritäten“ verboten |
| 1945 | Einberufung als Kurierflieger in die Wehrmacht |
| 1946 | Bei der Entnazifizierung als „nicht belastet“ eingestuft |
Nach dem Krieg sprach Rühmann kaum über diese Zeit. Er unterstützte seine Ex-Frau Maria nach ihrer Auswanderung nach Schweden weiterhin finanziell. Die Trennung sei im beiderseitigen Einvernehmen erfolgt, da die Ehe bereits zerrüttet gewesen sei.
Die größten Filme von Heinz Rühmann
Heinz Rühmann wirkte in über 100 Filmen mit. Seine Werke gehören zu den Klassikern des deutschen Kinos und werden bis heute im Fernsehen ausgestrahlt.
Die Feuerzangenbowle (1944)
„Die Feuerzangenbowle“ ist Rühmanns bekanntester Film und ein absoluter Kultfilm. Er spielt den Schriftsteller Dr. Johannes Pfeiffer, der als 41-Jähriger die Schulzeit nachholt und als „Pfeiffer mit drei f“ das Gymnasium auf den Kopf stellt. Der Film ist eine liebevolle Hommage an die Schulzeit und enthält unvergessliche Szenen wie die Chemie-Stunde mit dem berühmten Satz: „Da stelle mer uns mal janz dumm.“
Der Hauptmann von Köpenick (1956)
In diesem Film zeigt Rühmann sein Können als Charakterdarsteller. Er verkörpert den Schuster Wilhelm Voigt, der sich als Hauptmann verkleidet und das Rathaus von Köpenick besetzt. Der Film ist eine zeitlose Satire über Bürokratie und Autoritätsgläubigkeit. Für diese Rolle erhielt Rühmann den Bundesfilmpreis als Bester Hauptdarsteller und den Ernst-Lubitsch-Preis.
Es geschah am hellichten Tag (1958)
Ein packender Kriminalfilm, in dem Rühmann den Kommissar Matthäi spielt, der auf der Suche nach einem Kindermörder ist. Der Film beweist, dass Rühmann auch im ernsten Fach brillieren konnte.
Die Drei von der Tankstelle (1930)
Dieser frühe Tonfilm bedeutete Rühmanns Durchbruch als Filmstar. Er spielt neben Willy Fritsch und Oskar Karlweis einen der drei Freunde, die eine Tankstelle betreiben.
Pater Brown (1960/1962)
In zwei Filmen verkörperte Rühmann den detektivischen Pfarrer Pater Brown. Mit Charme und Scharfsinn löst er knifflige Kriminalfälle.
Wie war Heinz Rühmanns Privatleben?
Heinz Rühmann war dreimal verheiratet. Seine erste Frau war die Schauspielerin Maria Bernheim, die er 1924 heiratete. Die Ehe wurde 1938 auf Druck der Nazis geschieden, da Maria jüdischer Abstammung war.
1939 heiratete er die Schauspielerin Hertha Feiler, die selbst als „Vierteljüdin“ galt und nur mit Sondergenehmigung arbeiten durfte. Aus dieser Ehe ging Sohn Peter hervor. Hertha Feiler starb 1970 an Krebs.
1974 heiratete Rühmann seine dritte Frau Hertha Droemer, mit der er bis zu seinem Tod zusammenlebte. Das Paar lebte zurückgezogen in Berg am Starnberger See. Rühmann war leidenschaftlicher Hobbypilot und besaß mehrere Flugzeuge.
Welche Auszeichnungen erhielt Heinz Rühmann?
Trotz der aktuellen Aberkennung der SPIO-Ehrenmedaille bleibt Heinz Rühmann einer der meistgeehrten deutschen Schauspieler:
- Bundesfilmpreis als Bester Hauptdarsteller (1956)
- Ernst-Lubitsch-Preis (1956)
- Großes Bundesverdienstkreuz (1966)
- Goldene Kamera „Größter deutscher Schauspieler des Jahrhunderts“ (1995, posthum)
- Aufnahme in die Hall of Fame des deutschen Films
Sein Film „Der Hauptmann von Köpenick“ wurde 1957 für den Oscar als Bester fremdsprachiger Film nominiert. 1993 hatte Rühmann seinen letzten Filmauftritt in Wim Wenders‘ „In weiter Ferne, so nah!“.
Heinz Rühmann im Fernsehen: Wo kann man seine Filme sehen?
Die Filme von Heinz Rühmann werden regelmäßig im deutschen Fernsehen ausgestrahlt. Besonders „Die Feuerzangenbowle“ läuft traditionell zur Weihnachtszeit. Auch an Universitäten gibt es Vorführungen mit Feuerzangenbowle-Ausschank.
Die wichtigsten Filme sind bei verschiedenen Streaming-Diensten verfügbar. Sky zeigt regelmäßig ein Heinz-Rühmann-Double-Feature. Auf Amazon Prime und anderen Plattformen können einzelne Filme geliehen oder gekauft werden.
Warum ist Heinz Rühmann heute noch relevant?
Die aktuelle Debatte um die SPIO-Ehrenmedaille zeigt, dass die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit auch 80 Jahre nach Kriegsende nicht abgeschlossen ist. Ähnlich wie bei der jüngsten Klimt-Auktion werden Fragen zur Verstrickung von Kultur und Nationalsozialismus neu diskutiert.
Gleichzeitig bleiben Rühmanns Filme zeitlose Klassiker. „Die Feuerzangenbowle“ verbindet Generationen und ist ein Stück deutscher Kulturgeschichte. „Der Hauptmann von Köpenick“ ist bis heute eine relevante Satire über blinden Gehorsam gegenüber Autoritäten.
Die Aberkennung der Ehrenmedaille ist keine „Cancel Culture“, wie manche Kritiker behaupten. Sie ist vielmehr eine wissenschaftlich fundierte Aufarbeitung der Geschichte. Die künstlerische Leistung Rühmanns bleibt davon unberührt – seine Filme werden weiterhin gezeigt und geschätzt.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Warum wurde Heinz Rühmann die Ehrenmedaille entzogen?
Die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) entzog Heinz Rühmann am 19. November 2025 die Ehrenmedaille aufgrund seiner NS-Vergangenheit. Eine Studie des Instituts für Zeitgeschichte München stufte ihn als „NS-konform“ ein. Er hatte sich während der NS-Zeit mit dem Regime arrangiert und in Propagandafilmen mitgewirkt.
Welche Filme mit Heinz Rühmann sind die bekanntesten?
Die bekanntesten Filme von Heinz Rühmann sind „Die Feuerzangenbowle“ (1944), „Der Hauptmann von Köpenick“ (1956), „Es geschah am hellichten Tag“ (1958) und „Die Drei von der Tankstelle“ (1930). Diese Klassiker werden bis heute regelmäßig im Fernsehen ausgestrahlt.
Wie alt wurde Heinz Rühmann?
Heinz Rühmann wurde 92 Jahre alt. Er wurde am 7. März 1902 in Essen geboren und starb am 3. Oktober 1994 in Berg am Starnberger See. Seinen letzten Filmauftritt hatte er 1993 in Wim Wenders‘ „In weiter Ferne, so nah!“.
War Heinz Rühmann Mitglied der NSDAP?
Es gibt keine Belege für eine NSDAP-Mitgliedschaft von Heinz Rühmann. Bei der Entnazifizierung 1946 wurde er als „nicht belastet“ eingestuft. Allerdings arrangierte er sich mit dem NS-Regime und wurde 1943 zum „Staatsschauspieler“ ernannt.
Wann kommt „Die Feuerzangenbowle“ im Fernsehen?
„Die Feuerzangenbowle“ wird traditionell zur Weihnachtszeit im deutschen Fernsehen ausgestrahlt. Der genaue Sendetermin variiert je nach Sender. Der Film ist auch bei Streaming-Diensten wie Amazon Prime verfügbar.
Fazit
Heinz Rühmann bleibt eine der schillerndsten Figuren der deutschen Filmgeschichte. Mit Klassikern wie „Die Feuerzangenbowle“ und „Der Hauptmann von Köpenick“ prägte er das deutsche Kino wie kein anderer. Die aktuelle Aberkennung der SPIO-Ehrenmedaille am 20. November 2025 zwingt zur differenzierten Betrachtung seiner Rolle während der NS-Zeit. Seine künstlerische Leistung und sein Vermächtnis für die deutsche Filmkultur bleiben davon unberührt. Heinz Rühmann war ein großer Schauspieler – aber auch ein Mann seiner Zeit mit allen Widersprüchen.











