Am 18. November 2025 trauert die kleine Gemeinde Frana Brazzano di Cormons um zwei Menschen, die bei einer verheerenden Schlammlawine ums Leben kamen. Der 32-jährige Deutsche Quirin Kuhnert verlor sein Leben beim Versuch, seine 83-jährige Nachbarin Guerrina Skocaj zu retten. Diese Tragödie erschüttert nicht nur Friaul-Julisch Venetien, sondern zeigt auch die Kraft menschlicher Solidarität in Extremsituationen.
Was ist in Brazzano di Cormons passiert?
In der Nacht vom 16. auf den 17. November 2025 traf eine extreme Unwetterfront den Nordosten Italiens. Besonders hart getroffen wurde die Region um Cormons in der Provinz Gorizia. Innerhalb weniger Stunden fielen dort bis zu 300 Millimeter Regen – eine außergewöhnliche Menge, die selbst erfahrene Meteorologen überraschte.
Gegen 5 Uhr morgens löste sich vom Colle San Giorgio oberhalb von Brazzano eine massive Schlammlawine. Die Frana riss drei aneinander gebaute Wohnhäuser in der Via San Giorgio mit sich. Hunderte Kubikmeter Schlamm, Geröll und Wasser begruben die Gebäude unter sich. Die Feuerwehr sprach von einem der schwersten Unglücke dieser Art in der Region seit Jahrzehnten.
Wer waren die Opfer der Schlammlawine?
Die Tragödie forderte zwei Menschenleben: Quirin Kuhnert und Guerrina Skocaj.
Quirin Kuhnert – Der Bayer, der zum Friulaner wurde
Quirin Kuhnert stammte ursprünglich aus Bayern. Seit zwanzig Jahren verbrachte er seine Urlaube im Collio, der berühmten Weinregion an der Grenze zu Slowenien. Die Schönheit der Landschaft und die Herzlichkeit der Menschen faszinierten ihn so sehr, dass er sich entschloss, dort zu bleiben.
Im Februar 2025 eröffnete er in Brazzano die Enogastronomie „Buon Sapore“. Das kleine Feinkostgeschäft mit angeschlossener Küche sollte ein Treffpunkt für Einheimische und Touristen werden. Kuhnert wollte der Gemeinschaft etwas zurückgeben, wie er bei der Eröffnung erklärte.
Guerrina Skocaj – Die 83-jährige Nachbarin
Guerrina Skocaj war eine alteingesessene Bewohnerin von Brazzano. Die 83-Jährige lebte allein in ihrem Haus direkt am Hang des Colle San Giorgio. Sie war in der Gemeinde bekannt und geschätzt. Eine tiefe Freundschaft verband sie mit ihrem jungen Nachbarn Quirin Kuhnert.
Wie lief der tragische Rettungsversuch ab?
Die Ereignisse in jener Nacht zeigen eindrücklich, was Mut und Selbstlosigkeit bedeuten. Quirin Kuhnert dokumentierte die Situation noch um 2:45 Uhr mit einem Video, das er in den sozialen Medien teilte. Die Bilder zeigen, wie sich die Treppe neben der Kirche San Lorenzo bereits in einen reißenden Fluss verwandelt hatte.
Als die Lage kritisch wurde, verließ Kuhnert zusammen mit seiner Frau Jessica das Haus. Doch anstatt sich in Sicherheit zu bringen, kehrte er zurück. Gemeinsam mit einem weiteren Anwohner, dem 35-jährigen Matteo Betteto, machte er sich auf, die Nachbarn zu warnen.
Die beiden Männer erreichten zunächst eine Frau in der mittleren Wohnung. Kuhnert klopfte an ihre Tür und rief sie zur Flucht auf. Die Frau entkam barfuß und im Schlafanzug – sie überlebte unverletzt.
Dann wandten sich die beiden Helfer dem Haus von Guerrina Skocaj zu. Kuhnert versuchte gerade, über eine Leiter das Fenster im ersten Stock zu erreichen, als die Schlammlawine sie erfasste. Betteto wurde mehrere Meter mitgerissen und schwer verletzt. Kuhnert wurde vollständig verschüttet.
Wie verliefen die Rettungsarbeiten?
Die Rettungskräfte begannen ihre Arbeit bei Tagesanbruch unter schwierigsten Bedingungen. Feuerwehren aus der gesamten Region Friaul-Julisch Venetien sowie aus dem benachbarten Venetien eilten zur Unglücksstelle. Spezialeinheiten mit Suchhunden, Bewegungsmaschinen und einem Hubschrauber waren im Einsatz.
Die Instabilität des Geländes erschwerte die Suche erheblich. Immer wieder mussten die Arbeiten wegen der Gefahr weiterer Erdrutsche unterbrochen werden. Um 17:30 Uhr am 17. November bargen die Einsatzkräfte schließlich den leblosen Körper von Quirin Kuhnert. Am späten Abend, gegen 22 Uhr, fanden sie auch Guerrina Skocaj – ebenfalls tot.
Matteo Betteto überlebte mit einer Beckenverletzung und einem Oberschenkelbruch. Er liegt im Krankenhaus, schwebt aber nicht in Lebensgefahr.
Wie reagieren Politik und Behörden?
Die Tragödie löste eine Welle der Betroffenheit aus. Regionspräsident Massimiliano Fedriga drückte sein tiefes Beileid aus. Besonders bewegend seien die Umstände von Kuhnerts Tod: „Es ist noch schmerzhafter, wenn ein Leben verloren geht im Versuch, ein anderes zu schützen.“
Die Region Friaul-Julisch Venetien rief den Notstand aus und stellte eine Million Euro für erste Hilfsmaßnahmen bereit. Italiens Zivilschutzminister Nello Musumeci aktivierte die nationale Mobilisierung. Ministerpräsidentin Giorgia Meloni telefonierte mit Fedriga und dankte allen Einsatzkräften.
Der Bürgermeister von Cormons, Roberto Felcaro, ließ 84 Personen evakuieren, die in der Gefahrenzone unterhalb des instabilen Hangs wohnen. Die Behörden richteten eine Sperrzone ein, um weitere Unfälle zu verhindern.
Welche Schäden verursachte das Unwetter in der Region?
Die Schlammlawine in Brazzano war nur Teil einer umfassenden Unwetterkatastrophe. In der gesamten Provinz Gorizia und der Umgebung von Udine kam es zu schweren Überschwemmungen.
Der Fluss Judrio trat über die Ufer und überflutete weite Teile von Cormons. Im Krankenhaus von Palmanova stand der Keller unter Wasser. In Romans d’Isonzo mussten Bewohner auf ihre Hausdächer flüchten, weil der Fluss Torre über die Ufer getreten war. Feuerwehr und Hubschrauber evakuierten dort etwa 350 Menschen.
Die Feuerwehr verzeichnete über 250 Einsätze in einer einzigen Nacht. Betroffen waren auch die Gemeinden Manzano, Prepotto, San Giovanni al Natisone und Trivignano Udinese.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wie viele Menschen starben bei der Frana in Brazzano di Cormons?
Bei der Schlammlawine in Brazzano di Cormons kamen zwei Menschen ums Leben: der 32-jährige Deutsche Quirin Kuhnert und die 83-jährige Italienerin Guerrina Skocaj. Eine dritte Person wurde verletzt geborgen und befindet sich im Krankenhaus.
Warum starb Quirin Kuhnert?
Quirin Kuhnert starb beim heroischen Versuch, seine Nachbarin Guerrina Skocaj vor der Schlammlawine zu retten. Er hatte bereits eine andere Nachbarin erfolgreich gewarnt und gerettet. Als er das Haus der 83-Jährigen erreichte, wurde er von den Schlammmassen verschüttet.
Wie viel Regen fiel in der Nacht des Unglücks?
In der Region um Cormons fielen innerhalb weniger Stunden bis zu 300 Millimeter Niederschlag. Diese extreme Regenmenge führte zur Instabilität des Hangs am Colle San Giorgio und löste die verheerende Schlammlawine aus.
Welche Hilfsmaßnahmen wurden eingeleitet?
Die Region Friaul-Julisch Venetien hat den Notstand ausgerufen und eine Million Euro für Soforthilfe bereitgestellt. Der italienische Zivilschutz aktivierte die nationale Mobilisierung. 84 Anwohner wurden evakuiert und in Notunterkünften untergebracht.
Was ist eine Frana?
Frana ist das italienische Wort für Erdrutsch oder Schlammlawine. Bei starken Regenfällen kann wassergesättigter Boden ins Rutschen geraten und als Schlammmasse zu Tal stürzen. Solche Ereignisse sind in hügeligen Regionen wie dem Collio besonders gefährlich.
Fazit: Ein Held, der für andere sein Leben gab
Die Frana in Brazzano di Cormons hat zwei Menschenleben gefordert und eine ganze Gemeinde erschüttert. Quirin Kuhnert, der Deutsche aus Bayern, der im Collio seine neue Heimat gefunden hatte, wird als Held in Erinnerung bleiben. Sein selbstloser Einsatz für seine Nachbarn zeigt, was wahre Menschlichkeit bedeutet – auch im Angesicht größter Gefahr. Die Gemeinde Brazzano und ganz Friaul trauern um zwei Menschen, die durch eine Naturkatastrophe viel zu früh aus dem Leben gerissen wurden.












