Die Maskenbeschaffung unter Jens Spahn entwickelt sich zum größten Finanzskandal der Corona-Pandemie. Der Bund kaufte 5,8 Milliarden Masken für 5,9 Milliarden Euro – mehr als die Hälfte davon wurde vernichtet. Der Bundesrechnungshof spricht von „massiver Überbeschaffung“, Prozesskostenrisiken von 2,3 Milliarden Euro belasten die Steuerzahler.
Die Maskenbeschaffung Spahn steht am 15. Dezember 2025 erneut im Mittelpunkt einer Bundestagsanhörung. Die Corona-Enquete-Kommission hat neben dem CDU-Fraktionschef auch die Sonderermittlerin Margaretha Sudhof geladen, deren Bericht schwere Vorwürfe gegen den ehemaligen Gesundheitsminister enthält. Was als Notmaßnahme in der Pandemie begann, entwickelte sich zu einem Milliardendesaster für die Staatskasse.
Grüne und Linke fordern einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss, während die Union auf eine Enquete-Kommission setzt. Die Zahlen des Bundesrechnungshofs sind alarmierend: Von den beschafften Masken wurden nur 1,7 Milliarden im Inland verteilt, der Rest lagert oder wurde verbrannt.
Lesezeit: 7 Minuten | Stand: 15. Dezember 2025
Maskenbeschaffung Spahn: Die Fakten im Überblick
Der Bundesrechnungshof hat die Maskenbeschaffung während der Corona-Pandemie umfassend geprüft. Die Ergebnisse zeigen ein Bild von Chaos, Überbeschaffung und mangelnder Kontrolle. Spahn hatte als Gesundheitsminister das sogenannte Open-House-Verfahren angewendet, bei dem Lieferverträge ohne Verhandlungen zu Festpreisen abgeschlossen wurden.
Das Problem: Mehr Firmen als erwartet machten bei der Ausschreibung mit. Das Ministerium wurde mit Angeboten überschwemmt – und bestellte trotzdem weiter. Die Fachabteilungen warnten, doch Spahn ignorierte die Bedenken laut Sudhof-Bericht systematisch.
| Kennzahl | Wert | Quelle |
|---|---|---|
| Beschaffte Masken | 5,8 Milliarden Stück | Bundesrechnungshof |
| Gesamtkosten | 5,9 Milliarden Euro | Bundesrechnungshof |
| Im Inland verteilt | 1,7 Milliarden Stück | Bundesrechnungshof |
| Vernichtet/zur Vernichtung | 3,4 Milliarden Stück | Bundesrechnungshof |
| Noch eingelagert | 800 Millionen Stück | Bundesrechnungshof |
| Preis pro FFP2-Maske | bis zu 5,36 Euro | Sudhof-Bericht |
| Prozesskostenrisiko | 2,3 Milliarden Euro | BMG |
| Verwaltungskosten bis 2024 | 517 Millionen Euro | Bundesrechnungshof |
| Laufende Klagen | ca. 100 Verfahren | BMG |
Der Sudhof-Bericht: Schwere Vorwürfe gegen den Ex-Minister
Die Sonderermittlerin Margaretha Sudhof wurde noch unter Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) beauftragt, die Maskenbeschaffung zu untersuchen. Ihr 170-seitiger Bericht liegt dem Bundestag vor – allerdings mit zahlreichen Schwärzungen, die Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) veranlasst hat.
Die Kernvorwürfe des Sudhof-Berichts:
- Eigenmächtiges Handeln: Spahn habe die Maskenbeschaffung an sich gerissen, obwohl erfahrene Beschaffungsbehörden bereitgestanden hätten
- Ignorierte Warnungen: Der Minister handelte „gegen den Rat seiner Fachabteilungen“
- Überhöhte Preise: Masken wurden zu stark überteuerten Konditionen von bis zu 7 Euro pro Stück eingekauft
- Bevorzugung von Unternehmen: Firmen aus Spahns Wahlkreis und dem Unions-Umfeld sollen bevorzugt worden sein
- Fehlende Dokumentation: Das Ministerium führte keine fortlaufenden Akten zur Beschaffung
Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen kommentierte nach Einsicht in den ungeschwärzten Bericht: „Die Enthüllung zeigt schwarz auf weiß: Jens Spahn hat gelogen. Nicht einmal, nicht in guter Absicht, nicht nur in Details – sondern wiederholt und systematisch.“
Bundesrechnungshof: „Massive Überbeschaffung“ bei Masken
Der Bundesrechnungshof hat in seiner Stellungnahme für die Enquete-Kommission des Bundestags deutliche Kritik geübt. Das Bundesgesundheitsministerium erkenne die Kritik an einer „Überbeschaffung“ bis heute nicht an.
Die Prüfer stellen fest: Spätestens im April 2020 habe sich die Beschaffungspraxis „völlig von dem Beschaffungsziel entfernt“. Die anfangs drohende Versorgungskrise sei zwar erfolgreich abgewehrt worden – doch der überwiegende Teil der Masken sei „ohne Nutzen für die Pandemiebekämpfung“ geblieben.
Milliarden-Risiken für den Steuerzahler
Die finanziellen Folgen der Maskenbeschaffung sind immens:
- 100 Klagen von Maskenherstellern mit 2,3 Milliarden Euro Streitwert
- Bereits 80 Vergleiche geschlossen
- OLG Köln verurteilte den Bund 2024 zu 86 Millionen Euro Zahlung
- Fall liegt beim Bundesgerichtshof
- Gesamtschaden wird auf bis zu 6,6 Milliarden Euro geschätzt
Paula Piechotta (Grüne) warnt: „Wenn die Unternehmer juristisch Erfolg haben, zahlen wir als Steuerzahler nochmal 2,5 Milliarden plus Zinsen.“
Spahn verteidigt sein Vorgehen
Der heutige Unionsfraktionschef weist die Vorwürfe zurück. In verschiedenen Interviews argumentierte Spahn:
„Wir hatten eine Notlage. Da geht es um sechs, acht Wochen, wo wir unter größter Mangellage sehr kurzfristig Schutzmasken besorgen mussten, während die ganze Welt sie wollte.“
Das Problem aus Spahns Sicht: Die Beschaffungsämter des Bundes hätten in den „Wild-West-Zeiten der Pandemie“ keine Masken beschaffen können. Deshalb habe er – in Absprache mit dem Kabinett – einen anderen Weg gewählt.
Zur Forderung nach Veröffentlichung des Sudhof-Berichts sagte Spahn: „Für mich persönlich wäre es aktuell leichter, der Bericht wäre öffentlich. Ich habe nichts zu verbergen.“
Untersuchungsausschuss oder Enquete-Kommission?
Die politischen Lager sind gespalten über die Form der Aufarbeitung:
Grüne und Linke fordern Untersuchungsausschuss
Andreas Audretsch (Grüne-Fraktionsvize): „Wir wissen nicht, ob Spahn bis heute womöglich erpressbar ist.“ Er forderte die Abgeordneten auf, den Weg für einen Untersuchungsausschuss freizumachen.
Die Linke kritisiert „ein politisches Totalversagen, ein Lehrstück für Missmanagement, Verschwendung und fehlende Verantwortung.“
Union bevorzugt Enquete-Kommission
CDU-Fraktionsgeschäftsführer Steffen Bilger: „Ein Untersuchungsausschuss ist ein klassisches Oppositionsmittel.“ Eine Enquete könne überparteilich und mit Experten die Vorgänge analysieren.
Das Problem: Grüne und Linke haben allein nicht genug Stimmen für einen Untersuchungsausschuss – und ein gemeinsames Vorgehen mit der AfD lehnen sie ab.
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Häufig gestellte Fragen zur Maskenbeschaffung
Wie viele Masken hat Spahn kaufen lassen?
Das Bundesgesundheitsministerium unter Jens Spahn beschaffte insgesamt 5,8 Milliarden Schutzmasken für 5,9 Milliarden Euro. Davon wurden nur 1,7 Milliarden im Inland verteilt. Mehr als 3,4 Milliarden Masken wurden vernichtet oder sind zur Vernichtung vorgesehen.
Was ist der Sudhof-Bericht?
Der Sudhof-Bericht ist eine 170-seitige Untersuchung der Sonderermittlerin Margaretha Sudhof zur Maskenbeschaffung während der Corona-Pandemie. Er wurde von Karl Lauterbach in Auftrag gegeben und belastet Jens Spahn schwer. Der Bericht wurde zunächst nur mit Schwärzungen veröffentlicht.
Wie hoch ist der Schaden durch die Masken-Überbeschaffung?
Der Gesamtschaden wird auf 3,5 bis 6,6 Milliarden Euro geschätzt. Allein die Verwaltungskosten für die überschüssigen Masken betrugen bis 2024 rund 517 Millionen Euro. Hinzu kommen Prozesskostenrisiken von 2,3 Milliarden Euro aus etwa 100 laufenden Klagen.
Was war das Open-House-Verfahren?
Das Open-House-Verfahren war ein vergaberechtsfreies Beschaffungsverfahren, bei dem der Bund Masken zu festen Preisen ohne Verhandlungen einkaufte. Es sollte schnelle Beschaffung ermöglichen, führte aber zu unkontrollierten Mengen und überhöhten Preisen von bis zu 5,36 Euro pro FFP2-Maske.
Wird es einen Untersuchungsausschuss zur Maskenaffäre geben?
Das ist derzeit unklar. Grüne und Linke fordern einen Untersuchungsausschuss, haben aber allein nicht genug Stimmen. Die Union bevorzugt eine Enquete-Kommission. Die SPD hat sich noch nicht eindeutig positioniert. Ein gemeinsames Vorgehen mit der AfD lehnen Grüne und Linke ab.
Warum wurden so viele Masken vernichtet?
Ein Großteil der Masken wies Qualitätsmängel auf oder überschritt das Haltbarkeitsdatum. Zudem fehlte ein Verteilungskonzept für die Restbestände. Der Bundesrechnungshof kritisiert, dass 800 Millionen noch eingelagerte Masken ohne Plan sind.
Fazit: Maskenbeschaffung Spahn bleibt politisch brisant
Die Maskenbeschaffung unter Jens Spahn entwickelt sich zur Belastungsprobe für den CDU-Fraktionschef und die gesamte Regierung Merz. Der Bundesrechnungshof spricht von „massiver Überbeschaffung“, der Sudhof-Bericht dokumentiert systematisches Versagen – doch Konsequenzen blieben bisher aus.
Die Zahlen sind eindeutig: 5,8 Milliarden Masken für 5,9 Milliarden Euro, davon mehr als die Hälfte vernichtet. Prozesskostenrisiken von 2,3 Milliarden Euro und ein geschätzter Gesamtschaden von bis zu 6,6 Milliarden Euro belasten die Steuerzahler.
Ob ein Untersuchungsausschuss kommt, hängt von der SPD ab. Fest steht: Die Aufarbeitung der Maskenbeschaffung wird die deutsche Politik noch lange beschäftigen. Für Spahn persönlich steht viel auf dem Spiel – nicht nur seine politische Zukunft, sondern auch die Frage nach persönlicher Verantwortung für Milliardenschäden.
Über den Autor: Die Redaktion von mindelmedia-news.de berichtet über aktuelle politische Entwicklungen in Deutschland. Unsere Analysen basieren auf offiziellen Dokumenten, Bundestagsprotokollen und Berichten renommierter Medien. Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert.













