Am 19. November 2025 gibt es eine wichtige Wende im Nexperia Konflikt: Die Niederlande geben die Kontrolle über den Chiphersteller wieder an den chinesischen Eigentümer ab. Die Entscheidung könnte die drohende Chipkrise in der europäischen Autoindustrie abwenden. Hier erfährst du alles über die Hintergründe und was das für VW, BMW und Mercedes bedeutet.
Was ist Nexperia?
Nexperia ist ein niederländischer Chiphersteller mit Hauptsitz in Nijmegen. Das Unternehmen produziert jährlich über 100 Milliarden Halbleiterbauteile, darunter Dioden, Transistoren und Logikchips. Diese sogenannten Standardbauelemente stecken in nahezu allen elektronischen Geräten. In einem modernen Auto befinden sich bis zu 300 Nexperia-Chips, die Funktionen vom Fensterheber bis zum Warnblinker steuern.
Nexperia ging 2017 aus der Standard-Products-Sparte von NXP Semiconductors hervor, einer ehemaligen Philips-Tochter. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 12.000 Mitarbeiter. 2024 erzielte Nexperia bei einem Umsatz von zwei Milliarden Dollar einen Gewinn von 331 Millionen Dollar. Seit 2019 gehört die Firma dem chinesischen Technologiekonzern Wingtech.
Niederlande geben Kontrolle über Nexperia ab
Der niederländische Wirtschaftsminister Vincent Karremans hat am 19. November 2025 die Aufhebung der staatlichen Kontrolle über Nexperia angekündigt. Die Entscheidung sei ein „Zeichen des guten Willens“, erklärte Karremans auf der Plattform X. China habe begonnen, Unternehmen aus Europa und anderen Ländern wieder den Export von Nexperia-Chips zu erlauben.
In einem Brief an das Parlament betonte der Minister, dies sei ein wichtiger Schritt. Die niederländische Regierung hatte Ende September unter Berufung auf das sogenannte Warenverfügbarkeitsgesetz die Kontrolle über Nexperia übernommen. Ein Gericht hatte zudem den chinesischen CEO Zhang Xuezheng wegen Missmanagement-Vorwürfen abgesetzt.
Die Maßnahme sollte verhindern, dass wichtige Technologien und geistiges Eigentum nach China abfließen. Die niederländische Regierung begründete den Eingriff mit „ernsthaften administrativen Mängeln“, die eine Gefahr für europäische Sicherheitsinteressen darstellten.
Warum verhängte China einen Exportstopp?
Die chinesische Regierung reagierte auf die niederländische Übernahme mit einem sofortigen Exportstopp für Nexperia-Produkte aus den Werken in der Volksrepublik. Diese Vergeltungsmaßnahme traf vor allem die europäische Autoindustrie hart.
Nexperia produziert in Europa Wafer, die in China weiterverarbeitet werden. Dort werden die Vorprodukte in einzelne Chips geteilt, getestet und verpackt. Durch den Exportstopp kam diese Lieferkette zum Erliegen. Die Lager in Europa leerten sich rapide, die Preise für alternative Chips stiegen nach Angaben von Branchenexperten „exorbitant“.
Der Konflikt eskalierte weiter, als der europäische Teil von Nexperia die Lieferung von Wafern an das chinesische Montagewerk einstellte. Als Grund wurden ausstehende Zahlungen genannt. Damit drohte dem chinesischen Teil des Konzerns, die Bauteile auszugehen.
Welche Auswirkungen hat der Konflikt auf die Autoindustrie?
Die Chipkrise um Nexperia hat die deutsche Autoindustrie massiv getroffen. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) warnte vor „erheblichen Produktionseinschränkungen“ und sogar vor Produktionsstopps. VDA-Präsidentin Hildegard Müller forderte schnelle und pragmatische Lösungen.
| Unternehmen | Auswirkungen |
|---|---|
| Volkswagen | Vorübergehender Stopp der Golf- und Tiguan-Fertigung in Wolfsburg |
| Bosch | Produktionsdrosselung im Werk Braga (Portugal), drohende Kurzarbeit in Salzgitter |
| BMW | Kurzfristig abgesichert, arbeitet an Schließung möglicher Lücken |
| Mercedes-Benz | Im Kurzfristzeitraum abgesichert, intensive Arbeit mit Partnern |
Die Situation erinnert an die Chipkrise während der Corona-Pandemie, als viele Produktionsbänder stillstanden. Experten warnten, die Folgen könnten diesmal sogar schlimmer sein. Ein Branchenvertreter verglich die Lage mit der Fukushima-Katastrophe 2011, nach der globale Lieferketten zusammenbrachen.
Wie wichtig ist Nexperia für die Autoindustrie?
Nexperia ist einer der wichtigsten Zulieferer für die Automobilbranche. Mit einem Weltmarktanteil von rund neun Prozent bei Standardbauelementen ist das Unternehmen bei einzelnen Bauteilen sogar Weltmarktführer. Die Chips sind zwar Massenware, aber schwer zu ersetzen.
Zu den Kunden zählen fast alle großen Autozulieferer wie Bosch und ZF. Die Autohersteller werden meist nicht direkt beliefert, aber Nexperia-Chips stecken in zahllosen Komponenten. Ein modernes Fahrzeug enthält Hunderte dieser Halbleiter für Steuergeräte, Sensoren und elektronische Systeme.
Anders als bei Spezialchips von High-End-Herstellern wie TSMC oder Infineon geht es bei Nexperia um Standardbauelemente. Diese unscheinbaren Grundbestandteile sind aber für die Funktion nahezu jeder Elektronik unverzichtbar. Die Abhängigkeit der Industrie von diesem einen Hersteller wurde vielen erst durch den Konflikt bewusst.
Was unternimmt die Politik?
Die Bundesregierung hat sich aktiv in die Lösung des Konflikts eingeschaltet. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche wandte sich an den chinesischen Handelsminister, um die Wiederaufnahme der Chipexporte zu erreichen. Auch die Europäische Kommission ist mit der chinesischen Regierung in Kontakt.
EU-Technologiekommissarin Henna Virkkunen traf sich mit Nexperia-Vertretern und bekräftigte die Entschlossenheit, auf einen diplomatischen Durchbruch hinzuarbeiten. Die Verhandlungen zwischen den Niederlanden und China fanden auf höchster Ebene statt. Die heutige Entscheidung der Niederlande ist das Ergebnis dieser Bemühungen.
Außenminister Johann Wadephul (CDU) hatte zuvor eine geplante Reise nach Peking abgesagt. Die Spannungen belasteten auch das deutsch-chinesische Verhältnis erheblich. Mit der Entspannung im Nexperia-Konflikt könnte sich auch das politische Klima verbessern.
Wie reagiert die Autoindustrie auf die Krise?
Die deutsche Autoindustrie hat ungewöhnliche Maßnahmen ergriffen, um die Lieferengpässe zu überbrücken. Hersteller und Zulieferer kaufen nach Informationen des Handelsblatts Wafer direkt aus den europäischen Fabriken von Nexperia und schicken sie auf eigene Rechnung nach China zur Weiterverarbeitung.
Dieses Vorgehen ist riskant und nur für große Konzerne umsetzbar. Es zeigt aber die Dringlichkeit der Situation. Einige Unternehmen behandeln die europäischen und chinesischen Teile von Nexperia bereits wie separate Firmen.
Parallel suchen die Konzerne nach Alternativen. VW verhandelt mit anderen Lieferanten, die den Ausfall ausgleichen könnten. Nexperia selbst prüft, ob Werke in Malaysia und den Philippinen die chinesische Produktion ersetzen können. Die Suche nach Ersatz gestaltet sich aber schwierig, da die Chips Massenware sind, die ohne Alternative kaum zu beschaffen ist.
Was bedeutet die Entscheidung der Niederlande?
Die Aufhebung der staatlichen Kontrolle durch die Niederlande ist ein wichtiger Schritt zur Lösung der Krise. China hatte diese Maßnahme als Bedingung für die Wiederaufnahme der Exporte gefordert. Mit der heutigen Entscheidung kommt die niederländische Regierung dieser Forderung nach.
Erste Lieferungen sind laut Berichten bereits wieder aufgenommen worden. Für eine vollständige Normalisierung ist aber noch weitere Arbeit nötig. Die Autoindustrie warnt, dass die Situation „sehr herausfordernd“ bleibe. Produktionsstopps seien noch nicht vom Tisch und könnten innerhalb von Wochen nötig werden.
Der Konflikt hat gezeigt, wie abhängig die europäische Industrie von globalen Lieferketten und einzelnen Schlüssellieferanten ist. Experten fordern mehr Resilienz und regionale Produktionskapazitäten. Die Diskussion über die Sicherheit europäischer Chiplieferketten dürfte weitergehen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist Nexperia und warum ist das Unternehmen so wichtig?
Nexperia ist ein niederländischer Chiphersteller mit Sitz in Nijmegen, der jährlich über 100 Milliarden Halbleiterbauteile produziert. Das Unternehmen beliefert fast alle großen Autozulieferer mit Standardbauelementen wie Dioden und Transistoren. In einem modernen Auto stecken bis zu 300 Nexperia-Chips.
Warum haben die Niederlande die Kontrolle über Nexperia übernommen?
Die niederländische Regierung übernahm Ende September 2025 die Kontrolle, um den Transfer von Technologien und geistigem Eigentum nach China zu verhindern. Dem chinesischen CEO wurden zudem Missmanagement-Vorwürfe gemacht. Die Maßnahme erfolgte Berichten zufolge auf Druck der USA.
Warum hat China einen Exportstopp für Nexperia-Chips verhängt?
China reagierte auf die niederländische Übernahme mit einem sofortigen Exportstopp als Vergeltungsmaßnahme. Nexperia-Chips werden in China weiterverarbeitet und von dort exportiert. Der Stopp traf die europäische Autoindustrie hart und führte zu Lieferengpässen.
Welche Autohersteller sind von der Nexperia-Krise betroffen?
Alle großen deutschen Autohersteller sind betroffen, darunter Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz. Auch Zulieferer wie Bosch und ZF kämpfen mit Lieferengpässen. VW stoppte vorübergehend die Fertigung von Golf und Tiguan in Wolfsburg, Bosch drosselte die Produktion in Portugal.
Was bedeutet die Entscheidung der Niederlande vom 19. November 2025?
Die niederländische Regierung hat die staatliche Kontrolle über Nexperia als „Zeichen des guten Willens“ aufgehoben. China erlaubt daraufhin wieder den Export von Nexperia-Chips. Die Entscheidung könnte die drohende Chipkrise in der Autoindustrie abwenden, die Situation bleibt aber angespannt.
Fazit
Die Entscheidung der Niederlande, die Kontrolle über Nexperia am 19. November 2025 wieder abzugeben, markiert einen wichtigen Wendepunkt im Chipkonflikt mit China. Die europäische Autoindustrie kann aufatmen, auch wenn die Lage weiterhin angespannt bleibt. Der Fall Nexperia hat die Verwundbarkeit globaler Lieferketten deutlich gemacht. Für VW, BMW, Mercedes und ihre Zulieferer bleibt die Abhängigkeit von einzelnen Chiplieferanten ein Risikofaktor. Die Industrie arbeitet an langfristigen Lösungen, um künftige Krisen zu vermeiden. Die Nexperia-Krise dürfte die Diskussion über die Sicherheit europäischer Halbleiterlieferketten noch lange prägen.]]>











