Vogelgrippe H5N1: Dramatische Ausbreitung in Deutschland im Herbst 2025
Am 15.11.2025 kämpft Deutschland mit der schwersten Vogelgrippe-Welle seit Jahren: Das hochpathogene H5N1-Virus breitet sich rasant aus. Viele Menschen fragen sich, wie gefährlich die Situation wirklich ist. Das Friedrich-Loeffler-Institut meldet bereits 66 Ausbrüche in neun Bundesländern.
Über 400.000 Hühner, Enten, Gänse und Puten mussten seit Oktober getötet werden. Besonders dramatisch ist das Kranichsterben in Ostdeutschland. Trotz dieser alarmierenden Zahlen geben Experten Entwarnung für die menschliche Gesundheit.
Was ist die Vogelgrippe H5N1?
Die Vogelgrippe ist eine hochansteckende Viruserkrankung bei Vögeln. Der Erreger Influenza A/H5N1 gehört zur Familie der Orthomyxoviren. Das Virus befällt hauptsächlich Wildvögel und Hausgeflügel.
Der Subtyp H5N1 gilt als besonders gefährlich. Er führt bei infizierten Vögeln meist zum Tod. Seit 1996 verbreitet sich das Virus weltweit. Die aktuelle Variante mit der Bezeichnung Klade 2.3.4.4b ist seit 2020 in Europa endemisch.
Aktuelle Lage in Deutschland
66 Ausbrüche in neun Bundesländern
Zwischen Anfang Oktober und Anfang November 2025 wurden 66 Ausbrüche bei Geflügel festgestellt. Betroffen sind Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Schleswig-Holstein, Thüringen, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg und Hamburg.
Der größte Einzelfall ereignete sich in einem Legehennenbestand in Niedersachsen mit über 170.000 Tieren. Die Tiere mussten alle getötet werden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
Dramatisches Kranichsterben
Besonders auffällig ist das massive Sterben von Kranichen. Seit Mitte Oktober 2025 verendeten über 8.000 Kraniche an der Geflügelpest. Das Friedrich-Loeffler-Institut bestätigte H5N1-Infektionen bei Kranichproben aus mehreren Bundesländern.
In Kelbra in Sachsen-Anhalt wurden allein über 200 Kadaver entdeckt. Alle Tests fielen positiv auf das Virus aus. Experten sind überrascht von der Geschwindigkeit der Ausbreitung unter Kranichen.
Wie gefährlich ist H5N1 für Menschen?
Kein Fall in Deutschland
Das Robert Koch-Institut gibt Entwarnung: In Deutschland ist bisher kein H5N1-Fall bei einem Menschen bekannt geworden. Das Risiko für die Allgemeinbevölkerung wird als sehr gering eingeschätzt.
Weltweit gab es seit 2003 mehrere hundert bestätigte Erkrankungen bei Menschen. Die meisten Fälle traten in Asien auf. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch findet fast nie statt.
Nur bei direktem Tierkontakt gefährlich
Eine Infektion ist nur bei engem Kontakt mit erkrankten oder toten Vögeln möglich. Betroffen sind vor allem Tierärzte, Geflügelhalter und Einsatzkräfte. Diese Personen sollten Schutzkleidung und Masken tragen.
Die Ständige Impfkommission empfiehlt diesen Risikogruppen die saisonale Grippeimpfung. Sie schützt zwar nicht direkt vor H5N1, verhindert aber Doppelinfektionen.
Stallpflicht in mehreren Bundesländern
Hamburg führt Aufstallgebot ein
Hamburg hat am 31. Oktober 2025 eine Stallpflicht für alle Geflügelhaltungen verhängt. Betroffen sind Hühner, Truthühner, Perlhühner, Rebhühner, Fasane, Laufvögel, Wachteln, Enten und Gänse. Die Tiere dürfen nur noch in geschlossenen Ställen gehalten werden.
Auch in den Kreisen Kleve und Wesel in Nordrhein-Westfalen gilt diese Regelung. Die Stallpflicht betrifft auch Hobbyhaltungen. Bei Verstößen drohen empfindliche Bußgelder.
Weitere Bundesländer könnten folgen
In Bayern, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern steigt die Zahl der Wildvogelfälle täglich. Die Behörden behalten sich vor, bei Bedarf Stallpflichten anzuordnen. Die Situation wird als hochdynamisch bezeichnet.
Geflügelhalter fordern eine bundeseinheitliche Stallpflicht. Sie wollen ihre Bestände besser schützen. Der Schaden durch die Vogelgrippe liegt bereits im Millionenbereich.
Ausbreitung in den USA: H5N1 bei Milchkühen
Neues Phänomen seit März 2024
In den USA tritt seit März 2024 Vogelgrippe erstmals in Milchviehherden auf. Inzwischen sind ein Dutzend Bundesstaaten betroffen. Die Milch erkrankter Kühe weist sehr hohe Viruslasten auf.
Vier Mitarbeiter von Milchviehbetrieben infizierten sich mit dem Virus. Sie zeigten meist milde Symptome wie Bindehautentzündung. Eine Person hatte zusätzlich Husten.
Deutschland bereitet sich vor
Das Friedrich-Loeffler-Institut hat 1.400 Rinderserumproben untersucht. Alle Tests waren negativ. Ein weiteres bundesweites Screening läuft aktuell auf Basis von Tankmilchproben.
Das Infektionsrisiko für deutsche Rinderherden wird als sehr gering eingeschätzt. Weder Rohmilch noch lebende Rinder wurden 2023 oder 2024 aus den USA nach Deutschland importiert.
Sind Lebensmittel sicher?
Geflügel und Eier unbedenklich
Das Bundesinstitut für Risikobewertung gibt Entwarnung: Richtig erhitztes Geflügelfleisch und durchgegarte Eier sind vollkommen sicher. Das Virus wird bei Temperaturen über 70 Grad Celsius abgetötet.
Produkte im Handel stammen aus kontrollierten Beständen. Bei Ausbrüchen werden alle Erzeugnisse aus dem Verkehr gezogen. Die Lebensmittelüberwachung funktioniert zuverlässig.
Hygiene in der Küche wichtig
Trotzdem sollten Verbraucher auf gute Küchenhygiene achten:
- Hände vor und nach der Zubereitung von Geflügel gründlich waschen
- Rohes Geflügel getrennt von anderen Lebensmitteln aufbewahren
- Verpackungen und Fleischsaft sofort entsorgen
- Alle Küchengeräte gründlich reinigen
Diese Maßnahmen schützen generell vor Keimen, nicht nur vor Vogelgrippe.
Warum grassiert die Vogelgrippe gerade jetzt?
Zugvögel als Überträger
Der Herbst ist die Hauptreisezeit für Zugvögel. Millionen Wildvögel ziehen aus dem Norden Richtung Süden. Dabei rasten sie in Deutschland und können das Virus verbreiten.
Wasservögel wie Enten und Gänse tragen oft niedrigpathogene Virusvarianten. In großen Geflügelbeständen können diese zu gefährlichen Stämmen mutieren. Die Übertragung erfolgt über Kot, Stallluft und Transport.
Klimawandel spielt eine Rolle
Experten sehen einen Zusammenhang zwischen Klimawandel und Vogelgrippe. Veränderte Zugmuster und gestörte Ökosysteme schwächen Wildvogelpopulationen. Gestresste Tiere sind anfälliger für Infektionen.
Der BUND macht zudem die industrielle Massentierhaltung mitverantwortlich. Hohe Tierdichten und genetische Gleichförmigkeit schaffen ideale Bedingungen für Virenmutationen.
Schutzmaßnahmen für Geflügelhalter
Biosicherheit erhöhen
Geflügelhalter sollten den Kontakt zwischen Wildvögeln und Hausgeflügel vermeiden. Futter und Wasser müssen vor Wildvögeln geschützt gelagert werden. Teiche und offene Wasserstellen sind besonders riskant.
Regelmäßiges Desinfizieren von Ställen und Geräten ist wichtig. Besucher sollten Schutzkleidung tragen. Der Zugang zu Geflügelbeständen muss kontrolliert werden.
Verdachtsfälle sofort melden
Die Vogelgrippe ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Verdachtsfälle müssen unverzüglich dem Veterinäramt gemeldet werden. Typische Anzeichen sind plötzliches Massensterben, Atemnot oder geschwollene Köpfe.
Bei bestätigten Fällen ordnen Behörden Sperrbezirke im Umkreis von drei Kilometern an. Beobachtungszonen erstrecken sich bis zu zehn Kilometer. Transport- und Vermarktungsverbote werden verhängt.
Impfstoffe gegen Vogelgrippe
Mehrere Impfstoffe zugelassen
In der EU sind mehrere Impfstoffe gegen H5N1 zugelassen. Sie richten sich vor allem an Risikogruppen wie Tierärzte oder Laborpersonal. Eine Impfempfehlung für die Allgemeinbevölkerung gibt es nicht.
Präpandemische Impfstoffe stehen bereit für den Fall einer Anpassung des Virus an den Menschen. Sie können schnell an neue Virusvarianten angepasst werden.
mRNA-Impfstoffe in Entwicklung
Die Weltgesundheitsorganisation entwickelt zusammen mit Herstellern neue mRNA-Impfstoffe gegen H5N1. Diese können besonders schnell produziert und angepasst werden. Tests mit Freiwilligen laufen bereits.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wie gefährlich ist die Vogelgrippe H5N1 für Menschen?
Das Risiko für die Allgemeinbevölkerung ist sehr gering. In Deutschland gab es noch keinen einzigen Fall. Eine Infektion ist nur bei direktem Kontakt mit erkrankten oder toten Vögeln möglich.
Kann ich mich durch Geflügelfleisch oder Eier anstecken?
Nein, richtig erhitztes Geflügelfleisch und durchgegarte Eier sind sicher. Das Virus wird bei Temperaturen über 70 Grad Celsius zuverlässig abgetötet. Produkte im Handel stammen aus kontrollierten Beständen.
Was mache ich, wenn ich einen toten Vogel finde?
Tote Wildvögel niemals anfassen! Melden Sie den Fund beim zuständigen Veterinäramt oder der Polizei. Halten Sie Haustiere von Kadavern fern. Experten holen die Tiere ab und untersuchen sie.
Gilt die Stallpflicht auch für Hobbyhaltungen?
Ja, in Gebieten mit Stallpflicht sind auch kleine Hobbyhaltungen betroffen. Alle Hühner, Enten, Gänse und andere Vögel müssen in geschlossenen Ställen gehalten werden. Bei Verstößen drohen Bußgelder.
Kann die Vogelgrippe eine Pandemie auslösen?
Derzeit nicht. Es gibt keine Hinweise auf eine anhaltende Mensch-zu-Mensch-Übertragung. Experten beobachten das Virus aber aufmerksam. Theoretisch könnte es sich durch Mutation anpassen.
Wie lange bleibt das H5N1-Virus infektiös?
In kaltem Wasser oder feuchtem Erdreich kann das Virus mehrere Tage bis Wochen überleben. Besonders bei niedrigen Temperaturen bleibt es lange ansteckend. Deshalb sind die Herbst- und Wintermonate kritisch.
Wird es eine bundesweite Stallpflicht geben?
Das entscheidet jedes Bundesland selbst, je nach Seuchenlage. Hamburg, Teile von NRW und mehrere Landkreise haben bereits Stallpflichten verhängt. Weitere Bundesländer könnten bei steigenden Fallzahlen folgen.
Fazit: Lage ernst, aber kein Grund zur Panik
Die Vogelgrippe H5N1 breitet sich in Deutschland dramatisch aus. Über 400.000 Nutztiere wurden bereits getötet. Das Kranichsterben erreicht beispiellose Dimensionen. Die Geflügelwirtschaft erleidet Schäden in Millionenhöhe.
Für Menschen besteht jedoch kein erhöhtes Risiko. Lebensmittel sind sicher, wenn sie richtig zubereitet werden. Geflügelhalter müssen ihre Biosicherheit erhöhen und Verdachtsfälle sofort melden. Die Behörden reagieren mit Stallpflichten und Sperrgebieten. Experten rechnen mit einer Entspannung im Frühjahr 2026.












