Der Eiskeller Prozess Freispruch bezeichnet das Urteil vom 25. November 2025, bei dem das Landgericht Traunstein den Angeklagten Sebastian T. im Fall der toten Studentin Hanna W. freisprach. Nach über zwei Jahren Haft stellte das Gericht fest: Es gibt keine DNA-Spuren, keine Fingerabdrücke und keine Mordwaffe. Die Richterin entschuldigte sich unter Tränen für das erlittene Unrecht.
Was ist der Eiskeller-Prozess?
Der Eiskeller Prozess bezeichnet das Strafverfahren um den Tod der 23-jaehrigen Medizinstudentin Hanna W. aus Aschau im Chiemgau. Am 25. November 2025 endete der zweite Prozess vor dem Landgericht Traunstein mit einem Freispruch für den Angeklagten Sebastian T. Die Richterin entschuldigte sich dabei unter Tränen für das erlittene Unrecht.
Der Fall hatte deutschlandweit für Aufsehen gesorgt. Am 3. Oktober 2022 starb Hanna auf ungeklärte Art und Weise. Auf dem nur rund 885 Meter langen Weg von ihrer Stamm-Disco, dem Eiskeller im oberbayerischen Aschau, zu ihrem Elternhaus kam sie ums Leben. Ihre Leiche wurde später im Fluss Prien gefunden, etwa zwölf Kilometer flussabwärts.
Der Freispruch am Landgericht Traunstein
In der Neuauflage des Prozesses um den Tod der Studentin Hanna ist der wegen Mordes Angeklagte freigesprochen worden. Das Landgericht Traunstein liess am Dienstag sämtliche Vorwürfe gegen den mittlerweile 23-jaehrigen Sebastian T. fallen.
Die Vorsitzende Richterin Heike Will fasste zusammen: Es gebe keine DNA-Spuren des Angeklagten, keine Fingerabdrücke, keine Mordwaffe. Letztlich fehlte jeder überzeugende Indizienbeweis.
Die emotionale Entschuldigung der Richterin
Die Richterin kämpfte mit den Tränen und sagte an den Angeklagten gewandt: Dieses Rechtssystem hat Ihnen grosses Unrecht zugefügt. Als Teil dieses Rechtssystems möchte ich mich bei Ihnen entschuldigen. Im Zuschauerraum brandete daraufhin Applaus auf.
Die Beweisaufnahme hat ergeben, dass es im Verlaufe der Ermittlungen zu etlichen fatalen Fehlern gekommen ist. Das müsse an anderer Stelle Konsequenzen haben, so die Richterin.
Die Chronologie des Falls Hanna W.
| Datum | Ereignis |
| 3. Oktober 2022 | Hanna W. stirbt auf dem Heimweg vom Club Eiskeller |
| 18. November 2022 | Sebastian T. wird verhaftet |
| 9. November 2022 | Der Fall wird bei Aktenzeichen XY gezeigt |
| Maerz 2024 | Erstes Urteil: 9 Jahre Jugendhaft wegen Mordes |
| Juni 2025 | BGH hebt das Urteil auf, Sebastian T. kommt frei |
| 29. September 2025 | Der zweite Prozess beginnt |
| 25. November 2025 | Freispruch fuer Sebastian T. |
Warum wurde das erste Urteil aufgehoben?
Der Bundesgerichtshof hob das Urteil auf. Grund dafür waren E-Mails, in denen sich die Vorsitzende des ersten Verfahrens mit der Staatsanwaltschaft ueber die rechtliche Würdigung des Falles ausgetauscht hatte – ohne dass die Verteidigung davon wusste.
Der BGH fand hierfür deutliche Worte: Mit dem heimlichen Vorgehen konnte beim Angeklagten der Eindruck entstehen, dass die Vorsitzende sich nicht mehr unparteilich ihm gegenüber verhielt.
Der unglaubwürdige Hauptbelastungszeuge
Im ersten Prozess hatte die Aussage eines Mithäftlings massgeblich zur Verurteilung beigetragen. Diese Aussage wurde jedoch in der Neuauflage des Prozesses von einem externen Experten als nicht glaubhaft eingestuft.
Der forensisch-psychologische Sachverständige Max Steller kam zu dem Ergebnis, dass die Angaben des Zeugen erhebliche Zweifel aufwiesen. Auch eine Freundin des Mannes, die bei der Polizei von einem Geständnis des Angeklagten berichtet hatte, wurde vom Gericht als unglaubwürdig eingestuft.
Wie lange war Sebastian T. in Haft?
Zwei Jahre und sieben Monate verbrachte Sebastian T. im Gefängnis, vom 18. November 2022 bis zum 20. Juni 2025. Nach seiner Freilassung im Sommer 2025 verbrachte er die ersten Wochen mit Aktivitäten im Freien.
In einem Interview sagte er: Das Wandern, das Radfahren, das Laufen – das hat mir am meisten gefehlt. Und das Kartenspielen. Auch das längere Zusammensein mit seiner Familie habe er sehr vermisst.
Bekommt Sebastian T. eine Entschädigung?
Der mittlerweile 23 Jahre alte Angeklagte muss laut der Entscheidung des Gerichts für die bisherige Haft entschädigt werden.
Nach deutschem Recht erhalten Personen, die zu Unrecht in Haft waren, eine Entschaedigung. Laut Bundesministerium der Justiz betraegt diese fuer den immateriellen Schaden 75 Euro fuer jeden angefangenen Tag der Freiheitsentziehung. Bei einer Haftdauer von rund 945 Tagen könnte Sebastian T. mindestens 70.875 Euro Entschädigung erhalten.
Die Verteidigerin Regina Rick kündigte weitere juristische Schritte an und fordert Konsequenzen für die Verantwortlichen des ersten Verfahrens.
Was geschah wirklich mit Hanna W.?
Diese Frage bleibt auch nach dem Freispruch unbeantwortet. Die Richterin Heike Will sprach von einem unerwartet schnellen Prozessende. Der Prozess habe zwar nicht aufklären können, was mit Hanna geschehen ist. Er habe aber geklärt, dass der Angeklagte nicht verurteilt werden könne.
Die Verteidigung ging stets davon aus, dass Hanna bei einem Unglück starb. Sie hatte mehr als zwei Promille Alkohol im Blut. Die Verteidiger hatten mehrere Gutachten vorgelegt, die einen Unfallhergang nahelegen.
Die Sonderkommission Club ermittelt weiter
40 Ermittler arbeiten im Rahmen der polizeilichen Sonderkommission Club an dem Fall. Ob die Ermittlungen nach dem Freispruch fortgesetzt werden, ist derzeit unklar.
Verteidigerin Regina Rick kritisierte die Arbeit der Kriminalpolizei Rosenheim scharf. Die Ermittler hätten Beweismittel regelrecht unterschlagen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist im Eiskeller-Prozess passiert?
Im Eiskeller-Prozess wurde der Tod der 23-jaehrigen Medizinstudentin Hanna W. verhandelt. Sie starb am 3. Oktober 2022 auf dem Heimweg von der Disco Eiskeller in Aschau. Ein zunächst verurteilter Verdächtiger wurde im zweiten Prozess freigesprochen.
Warum wurde Sebastian T. freigesprochen?
Das Gericht fand keine belastbaren Beweise gegen ihn. Es gab keine DNA-Spuren, keine Fingerabdrücke und keine Mordwaffe. Zudem wurden die Hauptbelastungszeugen als unglaubwürdig eingestuft.
Wie lange sass Sebastian T. im Gefängnis?
Sebastian T. war vom 18. November 2022 bis zum 20. Juni 2025 inhaftiert. Das entspricht einer Haftdauer von etwa zwei Jahren und sieben Monaten.
Wird Sebastian T. entschädigt?
Ja, das Gericht ordnete an, dass Sebastian T. für die zu Unrecht erlittene Haft entschädigt werden muss. Nach deutschem Recht stehen ihm mindestens 75 Euro pro Hafttag zu.
Wer ist die Verteidigerin Regina Rick?
Regina Rick ist eine Münchner Rechtsanwältin, die sich auf Strafverteidigung spezialisiert hat. Sie vertrat zuvor das Justizopfer Manfred Genditzki, der ebenfalls zu Unrecht verurteilt worden war.
Wird der Fall neu aufgerollt?
Der Freispruch beendet das Strafverfahren gegen Sebastian T. Ob die Ermittlungen gegen andere mögliche Verdächtige fortgesetzt werden, ist nicht bekannt.
Fazit: Ein Freispruch mit vielen offenen Fragen
Der Eiskeller-Prozess endet mit einem Freispruch, der die deutsche Justiz in einem schlechten Licht erscheinen lässt. Die Vorsitzende Richterin sprach von fatalen Fehlern bei den Ermittlungen. Sebastian T. verbrachte mehr als zweieinhalb Jahre unschuldig hinter Gittern.
Für die Familie von Hanna W. bleibt das Ergebnis unbefriedigend. Was genau in jener Nacht im Oktober 2022 geschah, ist weiterhin ungeklärt. Die Richterin sprach der Familie ihr tiefstes Mitgefühl aus.
Der Fall zeigt eindrücklich, wie wichtig ein faires Verfahren und eine sorgfältige Beweisführung im Strafrecht sind. Die Unschuldsvermutung ist ein Grundpfeiler des Rechtsstaats – auch wenn die Öffentlichkeit manchmal schnell urteilt.











