Mayer & Cie Albstadt steht vor dem Aus – am 01. Dezember 2025 verkündete das Unternehmen bei einer Betriebsversammlung das endgültige Ende. Nach 120 Jahren Firmengeschichte gibt es für den Rundstrickmaschinenhersteller keine Rettung mehr. Die Stilllegung des Geschäftsbetriebs ist unausweichlich.
Mayer & Cie Albstadt schließt: Kein Investor gefunden
Der insolvente Textilmaschinenhersteller Mayer & Cie mit Hauptsitz in Albstadt-Tailfingen muss seinen Betrieb einstellen. Trotz intensiver weltweiter Suche konnte kein Investor gefunden werden, der bereit war, in das Traditionsunternehmen zu investieren.
Generalbevollmächtigter Martin Mucha von der Kanzlei Grub Brugger erklärte die Situation deutlich: Der Markt für Textilmaschinen sei weltweit extrem schwierig geworden. Die aktuellen Rahmenbedingungen hätten bei Mayer & Cie im vergangenen Jahr zu einem Umsatzeinbruch von annähernd 50 Prozent geführt. Gleichzeitig seien die Kosten gestiegen.
Die Investorensuche begann bereits im April 2024 mit einem strukturierten Verkaufsprozess. Im Juni 2025 wurde die Suche mit der Beauftragung eines neuen Beraters nochmals intensiviert. Auch im vorläufigen Eigenverwaltungsverfahren wurde der Prozess in enger Abstimmung mit dem Gläubigerausschuss und dem Sachwalter fortgeführt – ohne Erfolg.
270 Arbeitsplätze betroffen
Von der Stilllegung sind aktuell rund 270 Arbeitsplätze betroffen. Die meisten Mitarbeitenden werden bis Anfang Februar 2026 freigestellt. Bis dahin soll der noch vorhandene Auftragsbestand bestmöglich abgearbeitet werden. Danach kümmert sich ein kleines Team um die Abwicklung des Betriebs.
| Zeitpunkt | Ereignis |
|---|---|
| Mitte 2022 | Auftragszahlen werden stark rückläufig |
| April 2024 | Start des strukturierten Verkaufsprozesses |
| September 2024 | Belegschaft verzichtet auf Urlaubs- und Trafogeld |
| Juni 2025 | Investorensuche nochmals intensiviert |
| 8. Juli 2025 | 120-jähriges Firmenjubiläum gefeiert |
| 23. September 2025 | Insolvenzantrag beim Amtsgericht Hechingen |
| 1. Dezember 2025 | Betriebsversammlung: Stilllegung verkündet |
| Februar 2026 | Freistellung der meisten Mitarbeiter |
Gründe für das Aus von Mayer & Cie
Mehrere Faktoren führten zum Niedergang des Traditionsunternehmens. Die Geschäftsführung verwies auf schwierige globale Rahmenbedingungen:
Handelskonflikt USA-China: Die Spannungen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften führten weltweit zu Investitionszurückhaltung bei Textilherstellern.
Ukraine-Krieg: Der russische Angriffskrieg verschärfte die wirtschaftliche Unsicherheit und trieb die Energiekosten in die Höhe.
Türkei-Krise: Der wichtige Exportmarkt Türkei kämpft mit hoher Inflation. Türkische Textilhersteller sind dadurch nicht mehr wettbewerbsfähig und können keine neuen Maschinen kaufen.
Chinesische Konkurrenz: Staatlich subventionierte Hersteller aus China bieten ihre Textilmaschinen zu deutlich günstigeren Preisen auf dem Weltmarkt an. Ähnlich wie bei versteckten Preiserhöhungen in anderen Branchen spüren deutsche Hersteller den Druck.
120 Jahre Firmengeschichte
Am 8. Juli 2025 – nur wenige Monate vor dem Insolvenzantrag – feierte Mayer & Cie noch sein 120-jähriges Bestehen. Das Unternehmen wurde 1905 gegründet und ist seitdem in Familienbesitz. Geschäftsführer Benjamin Mayer führt das Unternehmen in vierter Generation.
| Merkmal | Details |
|---|---|
| Gründungsjahr | 1905 |
| Hauptsitz | Albstadt-Tailfingen (Baden-Württemberg) |
| Produkte | Rundstrickmaschinen, Flechtmaschinen |
| Mitarbeiter (Stammsitz) | Ca. 270 |
| Geschäftsführung | Benjamin Mayer (4. Generation) |
| Exportanteil | Nahezu 100 Prozent |
| Tochtergesellschaften | Tschechien, China |
Mayer & Cie hatte sich auf die Herstellung und den Verkauf von Rundstrick- und Flechtmaschinen spezialisiert. Die Maschinen gingen nahezu komplett in den Export und waren bei Textilherstellern weltweit geschätzt. Das Unternehmen galt zeitweise als Weltmarktführer in seinem Segment.
Insolvenz in Eigenverwaltung
Am 23. September 2025 stellte Mayer & Cie beim Amtsgericht Hechingen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung. Bei diesem Verfahren bleibt die unternehmerische Verantwortung in den Händen der Geschäftsführung.
Als Generalbevollmächtigter trat Rechtsanwalt Martin Mucha von der Kanzlei Grub Brugger ins Unternehmen ein. Mucha gilt als einer der führenden Sanierungsexperten in Deutschland. Das Handelsblatt zeichnete ihn 2023 als Anwalt des Jahres im Bereich Restrukturierung und Insolvenzrecht aus.
Als Sachwalter wurde Rechtsanwalt Ilkin Bananyarli von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH bestellt. Er überwacht das Verfahren im Interesse der Gläubiger.
Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter waren zunächst drei Monate lang über das Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit gesichert.
Was passiert jetzt?
Nach der Verkündung der Stilllegung stehen folgende Schritte an:
Auftragsabarbeitung: Bis Februar 2026 soll der noch vorhandene Auftragsbestand fertiggestellt werden.
Freistellung: Die meisten Mitarbeiter werden bis Anfang Februar 2026 freigestellt.
Abwicklung: Ein kleines Team kümmert sich um die geordnete Abwicklung des Betriebs.
Verwertung: Maschinenpark, Immobilien und Lagerbestände werden verwertet.
Die internationalen Tochtergesellschaften in Tschechien und China sind vom deutschen Insolvenzverfahren nicht direkt betroffen.
Textilmaschinenbau in der Krise
Die Schließung von Mayer & Cie Albstadt ist kein Einzelfall. Der gesamte Textilmaschinenbau in Deutschland steht unter Druck. Auch der ebenfalls in Albstadt ansässige Textilmaschinenhersteller Groz-Beckert musste in diesem Jahr Stellen abbauen.
Die Lage im gesamten Segment gilt als angespannt. Die Kombination aus chinesischer Billigkonkurrenz, wegbrechenden Exportmärkten und gestiegenen Kosten macht deutschen Herstellern zu schaffen. Ähnlich wie bei anderen wirtschaftlichen Umbrüchen trifft es vor allem traditionelle Industriestandorte.
Reaktionen auf die Schließung
Für Albstadt ist die Schließung ein schwerer Schlag. Mayer & Cie war einer der größten Arbeitgeber in der Region. Die Stadt verliert ein Traditionsunternehmen, das über Generationen hinweg den Standort geprägt hat.
Geschäftsführer Benjamin Mayer hatte bereits beim Firmenjubiläum im Juli auf die angespannte Lage hingewiesen. Er bezeichnete die aktuelle Krise als die mit Abstand schwierigste in der Unternehmensgeschichte.
Das Unternehmen hatte bereits Ende der 1990er-Jahre und erneut 2009 wirtschaftliche Rückschläge verkraften müssen. Damals gelang es nach einem regulären Insolvenzverfahren, den Betrieb erfolgreich zu sanieren. Diesmal ist eine Rettung nicht mehr möglich.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Warum schließt Mayer & Cie?
Wie viele Mitarbeiter verlieren ihren Job?
Wann wurde Mayer & Cie gegründet?
Was produziert Mayer & Cie?
Wann hat Mayer & Cie Insolvenz angemeldet?
Was passiert mit den Maschinen und dem Firmengelände?
Fazit: Ende einer Ära in Albstadt
Mayer & Cie Albstadt schließt nach 120 Jahren seine Tore. Das traditionsreiche Familienunternehmen konnte den globalen Herausforderungen nicht standhalten. Trotz intensiver Investorensuche über mehr als ein Jahr fand sich niemand, der das Unternehmen übernehmen wollte. 270 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz, ein einstiger Weltmarktführer verschwindet vom Markt. Für den Textilmaschinenbau-Standort Deutschland ist es ein weiterer Rückschlag in schwierigen Zeiten.











