Benko Prozess – am 10. Dezember 2025 stehen René und Nathalie Benko gemeinsam vor dem Landesgericht Innsbruck. Dem Ehepaar wird vorgeworfen, Luxusuhren, Schmuck und Bargeld vor Gläubigern versteckt zu haben. Es ist das erste Wiedersehen nach elf Monaten Untersuchungshaft – und der zweite Prozess gegen den gefallenen Immobilien-Tycoon.
Was wird René und Nathalie Benko vorgeworfen?
Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wirft dem Ehepaar Benko betrügerische Krida vor. Im Rahmen der Privatinsolvenz des Signa-Gründers sollen sie Vermögenswerte im Gesamtwert von 370.000 Euro vor den Gläubigern versteckt haben.
| Kategorie | Details |
|---|---|
| Angeklagte | René Benko (48) und Nathalie Benko (42) |
| Vorwurf | Betrügerische Krida |
| Gesamtschaden | 370.000 Euro |
| Bargeld | 120.000 Euro |
| Luxusuhren und Schmuck | ca. 250.000 Euro (11 Uhren, Manschettenknöpfe) |
| Strafrahmen | 1 bis 10 Jahre Haft |
| Gericht | Landesgericht Innsbruck |
| Prozesstage | 10. und 16. Dezember 2025 |
Konkret geht es um elf hochpreisige Armbanduhren – darunter eine Patek Philippe Nautilus –, Manschettenknöpfe, Uhrenarmbänder und weiteren Schmuck. Dazu kommen 120.000 Euro in bar. Die Wertgegenstände sollen in einem Tresor bei Verwandten von Nathalie Benko versteckt worden sein.
Die brisante WhatsApp-Nachricht
Ein zentrales Beweismittel ist eine WhatsApp-Nachricht, die Ermittler auf Nathalie Benkos Handy fanden. Im März 2024 – nur wenige Tage nach René Benkos Privatinsolvenz – schrieb sie an ihre Tante: „Viel Spaß. Vielleicht noch irgendwann den Zettel verbrennen.“
Die Antwort der Tante kam prompt: „Schon erledigt.“ Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es sich um die Rechnung für den Tresor handelte, in dem die Wertsachen versteckt wurden.
Wie fanden die Ermittler den Tresor?
Den entscheidenden Hinweis gab ein ehemaliger Personenschützer von René Benko. Er berichtete der Polizei, dass er mitbekommen habe, wie ein Tresor zu den Verwandten von Nathalie Benko geliefert worden sei.
| Chronologie | Ereignis |
|---|---|
| Ende Februar 2024 | Besprechungen über Tresor-Kauf beginnen |
| 6. März 2024 | René Benko meldet Privatinsolvenz an |
| 10. März 2024 | WhatsApp-Nachricht: „Zettel verbrennen“ |
| Januar 2025 | Hausdurchsuchung – Tresor gefunden |
| 23. Januar 2025 | Festnahme von René Benko |
Anfang 2025 durchsuchten Ermittler das Haus der Verwandten im Tiroler Oberland. Hinter leeren Weinkartons entdeckten sie den Safe – darin die gesuchten Luxusuhren, Manschettenknöpfe, Schmuck und das Bargeld.
Was sagt René Benko zu den Vorwürfen?
René Benko bestreitet die Vorwürfe. In einer schriftlichen Stellungnahme erklärte er, die Uhren bereits Weihnachten 2021 an seine Söhne verschenkt zu haben. Die Staatsanwaltschaft bezweifelt diese Darstellung.
Der Oberstaatsanwalt der WKStA wies im Eröffnungsplädoyer darauf hin, dass die Söhne damals erst sechs und elf Jahre alt gewesen seien. „Die Schöffen müssen beurteilen, wie glaubwürdig es ist, dass ein Millionär sich dann regelmäßig bei einem Sechsjährigen eine Uhr ausleiht“, sagte er.
Zudem hätten Ermittler Familienfotos vom Weihnachtsfest 2021 ausgewertet. Die Uhren seien darauf nirgends zu sehen gewesen – doch am nächsten Tag trug Benko eine davon selbst.
Das erste Wiedersehen nach elf Monaten
Für das Ehepaar Benko ist der Prozess das erste Wiedersehen seit fast einem Jahr. Nathalie Benko durfte ihren Mann in der Untersuchungshaft nicht besuchen. Laut Medienberichten untersagte das Gericht ihr die Kontaktaufnahme.
René Benko sitzt seit dem 23. Januar 2025 in Untersuchungshaft. Zunächst war er in der Justizanstalt Josefstadt in Wien untergebracht, seit Oktober 2025 im „Ziegelstadel“ in Innsbruck. Bei seinem ersten Prozess im Oktober erschien er sichtlich abgemagert und gezeichnet.
Der erste Benko Prozess: Zwei Jahre Haft
Im Oktober 2025 stand René Benko bereits einmal vor Gericht. Damals ging es um eine Schenkung von 300.000 Euro an seine Mutter und eine Mietvorauszahlung für eine Villa auf der Innsbrucker Hungerburg.
| Erster Prozess | Ergebnis |
|---|---|
| Datum | 15. Oktober 2025 |
| Vorwurf Schenkung | Schuldig – 300.000 Euro an Mutter |
| Vorwurf Mietvorauszahlung | Freispruch |
| Urteil | 2 Jahre Haft (nicht rechtskräftig) |
| Berufung | Ja, von Verteidiger eingelegt |
Das Gericht verurteilte Benko zu zwei Jahren unbedingter Haft. Die Untersuchungshaft wird angerechnet. Sein Verteidiger Norbert Wess legte Berufung ein. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Wer ist Nathalie Benko?
Nathalie Benko wurde 1983 in Lausanne geboren und wuchs in der Schweiz auf. Als Teenager zog sie mit ihrer Mutter nach Tirol, wo sie die Sporthandelsschule besuchte. 1999 wurde sie Tiroler Juniorenmeisterin im Springreiten – der Reitsport ist bis heute ihre Leidenschaft.
2008 lernte sie René Benko über einen gemeinsamen Freund kennen. 2010 heiratete das Paar, sie haben drei gemeinsame Kinder. Nathalie Benko war jahrelang das glamouröse Gesicht an der Seite des Immobilien-Tycoons – ob beim Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel oder bei Society-Events.
Sie selbst baute mit Kapital ihres Mannes ein eigenes Immobilienportfolio auf. Die NB Immo GmbH mit Sitz in Innsbruck gehört ihr zu 100 Prozent. Auch zwei Villen auf Ibiza befinden sich in ihrem Besitz.
Die Signa-Pleite: Größte Insolvenz Österreichs
Der Benko Prozess ist nur ein kleiner Ausschnitt der Ermittlungen rund um die Signa-Pleite. Das Immobilien- und Handelsimperium meldete im November 2023 Insolvenz an – die größte Unternehmenspleite in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte.
Laut Kreditschutzverband KSV1870 belaufen sich die Forderungen auf insgesamt 27 Milliarden Euro. Davon sind etwa 9 Milliarden Euro anerkannt. Zum Signa-Imperium gehörten unter anderem das KaDeWe in Berlin, der Hamburger Elbtower und die Galeria-Warenhäuser.
14 Ermittlungsstränge gegen Benko
Die WKStA ermittelt mit Unterstützung der SOKO Signa des Bundeskriminalamts in insgesamt 14 verschiedenen Strängen. Im Visier sind mehr als ein Dutzend Beschuldigte und zwei Verbände. Der bisher ermittelte Gesamtschaden beläuft sich auf rund 300 Millionen Euro.
| Ermittlungen | Details |
|---|---|
| Ermittlungsbehörde | WKStA Wien + SOKO Signa |
| Ermittlungsstränge | 14 verschiedene |
| Beschuldigte | Mehr als 15 Personen + 2 Verbände |
| Gesamtschaden | ca. 300 Millionen Euro |
| Vorwürfe | Betrug, Untreue, Krida, Gläubigerbegünstigung |
| Internationale Ermittlungen | Deutschland, Italien, Liechtenstein |
Auch in Deutschland, Italien und Liechtenstein laufen Ermittlungen gegen Benko. Die italienische Staatsanwaltschaft Trient wirft ihm sogar vor, „Anführer einer mafiaartigen kriminellen Vereinigung“ gewesen zu sein. Weitere Anklagen gegen den Ex-Milliardär gelten als sicher.
Wann fällt das Urteil?
Der Schöffenprozess ist für heute von 9:00 bis 18:00 Uhr angesetzt. Ein zweiter Verhandlungstag ist für den 16. Dezember geplant. Angesichts des relativ unkomplizierten Sachverhalts könnte es jedoch bereits heute zu einem Urteil kommen.
Falls Benko auch in diesem zweiten Verfahren verurteilt wird, würde das Strafmaß nicht einfach zum ersten Urteil addiert. Nach Rechtskraft des ersten Urteils würde ein gesamtes Strafmaß gebildet.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Der Benko Prozess zeigt den tiefen Fall eines einstigen Multimilliardärs. Was als Erfolgsgeschichte begann, endet mit mehreren Anklagen und Untersuchungshaft. Ob heute bereits ein Urteil fällt, wird sich zeigen. Weitere Prozesse gegen René Benko gelten als sicher.












