Die Deutsche Bank kündigt Vertrag mit Familienunternehmern am 25. November 2025. Der Grund: Der Wirtschaftsverband „Die Familienunternehmer“ hatte im Oktober erstmals AfD-Abgeordnete zu einer Veranstaltung in den Räumen der Bank eingeladen. Der Vorgang zeigt, wie die sogenannte Brandmauer zur AfD in Teilen der Wirtschaft bröckelt. Campact spricht von einem „Austausch mit Rechtsextremen“.
Was ist die Brandmauer zur AfD?
Die Brandmauer zur AfD bezeichnet die politische Strategie, keine Zusammenarbeit mit der rechtspopulistischen Partei einzugehen. Diese Abgrenzung wird von demokratischen Parteien und vielen Wirtschaftsverbänden praktiziert. Sie bedeutet: keine gemeinsamen Veranstaltungen, keine parlamentarischen Kooperationen und kein gesellschaftlicher Austausch mit AfD-Politikern.
Der Verband „Die Familienunternehmer“ hat diese Strategie nun aufgegeben. Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann erklärte, das bisherige Kontaktverbot zu AfD-Bundestagsabgeordneten sei mit dem parlamentarischen Abend Anfang Oktober aufgehoben worden.
Deutsche Bank kündigt Mietvertrag nach AfD-Einladung
Die Deutsche Bank kündigt Vertrag für eine geplante Veranstaltung 2026 mit dem Verband der Familienunternehmer. Das Handelsblatt berichtete am 25. November 2025 von der Kündigung. Hintergrund ist ein parlamentarischer Abend vom Oktober 2025, bei dem der Verband erstmals AfD-Vertreter in die Berliner Niederlassung der Bank eingeladen hatte.
Die Veranstaltung fand in den Räumen der Deutschen Bank Unter den Linden im Zentrum Berlins statt. Unter den Gästen war auch Leif-Erik Holm, wirtschaftspolitischer Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion. Er ist zugleich Spitzenkandidat der AfD für die Landtagswahl 2026 in Mecklenburg-Vorpommern.
Ein Sprecher der Deutschen Bank erklärte, das Institut habe für die Veranstaltung lediglich Räumlichkeiten vermietet. Die Bank habe keine Kenntnis von der Gästeliste gehabt und auch keinen Einfluss darauf. Die Vertragskündigung erfolgte nach Bekanntwerden der Gästeliste.
| Datum | Ereignis | Reaktion |
|---|---|---|
| Oktober 2025 | Parlamentarischer Abend mit AfD in Deutsche Bank Berlin | Keine unmittelbare Reaktion |
| November 2025 | Öffentliche Debatte über Brandmauer-Ende | Mediale Kritik |
| 25. November 2025 | Bekanntwerden der Vertragskündigung | Deutsche Bank storniert Mietvertrag 2026 |
Wer sind „Die Familienunternehmer“?
Der Verband „Die Familienunternehmer“ versteht sich als Stimme der Familienunternehmen in Deutschland. Nach eigenen Angaben vertritt er rund 180.000 Unternehmen aus allen Branchen und Größenklassen. Darunter finden sich auch große Konzerne wie BMW oder Merck.
Der Verband vertritt traditionell wirtschaftsliberale und neoliberale Positionen. In der Energiepolitik wirbt er für marktwirtschaftliche Lösungen. In der Rentendiskussion spricht er sich gegen eine Stabilisierung des Rentenniveaus aus. Die Initiative zum Verantwortungseigentum lehnte der Verband strikt ab.
Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann betonte jedoch, man wolle die AfD auf keinen Fall als Koalitionspartner in einer Regierung sehen. Die Sehnsucht nach der Partei könne verfliegen, wenn deutlich gemacht werde, dass deren Politiker unterhalb toller Überschriften oft inhaltlich blank oder widersprüchlich seien.
Hauptgeschäftsführer: Brandmauer hat nichts gebracht
Albrecht von der Hagen, Hauptgeschäftsführer des Verbands, hatte in der vorvergangenen Woche gegenüber The Pioneer erklärt, man verabschiede sich von den Brandmauern. Diese Brandmauer zur AfD habe nichts gebracht. Viele Unternehmer hätten trotzdem mit der AfD sympathisiert, gerade in Ostdeutschland.
Von der Hagen distanzierte sich gleichzeitig von den Inhalten der AfD. In den Fachaustausch gehe man jetzt mit ihnen, um ihnen aufzuzeigen: Mit der Wirtschaftspolitik, die sie bisher in ihrem Programm haben, würden alle einen phänomenalen Schiffbruch erleiden.
Er bewertet das Wirtschafts-, Sozial- und Familienprogramm der AfD als schiere Katastrophe. Die Umsetzung zentraler Forderungen würde zu einem phänomenalen Schiffbruch für Betriebe und Staatsfinanzen führen.
Kritik aus der Zivilgesellschaft
Die zivilgesellschaftliche Kampagnenorganisation Campact reagierte scharf auf die Entscheidung des Verbands. Felix Kolb, Vorstand von Campact, sagte der taz: Der Verband suche nun ganz offiziell den Austausch mit Rechtsextremen. Kaum bestehe die Gefahr, dass Rechtsextreme in die Nähe der Macht kommen, würden die sonst auch von der Unternehmenslobby gerne beschworenen Werte von Demokratie, Rechtsstaat und offener Gesellschaft über Bord geworfen.
Die Kritik zeigt die tiefe Kluft zwischen Teilen der Wirtschaft und zivilgesellschaftlichen Akteuren beim Umgang mit der AfD. Besonders in Sachsen, wo technische und gesellschaftliche Probleme zunehmen, verschärft sich die Debatte.
Andere Wirtschaftsverbände halten an Brandmauer fest
Nicht alle Wirtschaftsverbände folgen dem Kurs der Familienunternehmer. Die Stiftung Familienunternehmen sieht keine Veranlassung, ihre Position zu extremen Parteien zu ändern. Vertreter der AfD oder der Linken würden nicht zu Veranstaltungen eingeladen, weil deren Wertebasis in weiten Teilen nicht zu der von Familienunternehmen passt.
Stiftungsvorstand Rainer Kirchdörfer erklärte: Die Programmatik der AfD gefährde das Familienunternehmertum in Deutschland. Sie schade offenen Märkten, Freihandel, Fachkräftezuwanderung, der Einbindung in das sicherheitspolitische System der NATO und dem Deutschlandbild im Ausland.
Die AfD gebe sich zwar als Schutzmacht des deutschen Mittelstands, tatsächlich aber sei ihre Politik gegen die Interessen der Familienunternehmen und ihrer Beschäftigten gerichtet.
Bundesverband Mittelständische Wirtschaft prüft Position
Der Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW) verwies im Handelsblatt auf die hohen Umfrage- und Wahlergebnisse für die AfD. Diese sprechen derzeit nicht dafür, dass die Strategie der Brandmauer erfolgreich funktioniert hat, sagte Bundesgeschäftsführer Christoph Ahlhaus.
Er berichtet von einer lebhaften Debatte in der mittelständischen Wirtschaft über die AfD. Sein Verband werde sich dazu nicht wegducken und in seinen Gremien zeitnah eine Position erarbeiten. Auf regionaler Ebene hätten in der Vergangenheit AfD-Vertreter vereinzelt an Veranstaltungen des BVMW teilgenommen.
AfD-Reaktion auf Vertragskündigung
Leif-Erik Holm, der wirtschaftspolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, zeigte sich gegenüber der Jungen Freiheit fassungslos über die Vertragskündigung. Das sei nur noch zum Kopfschütteln, so Holm. Bisher kriegte die AfD oft keine Räume, aber jetzt seien offensichtlich auch die dran, die mit der AfD reden. Das sei nur noch peinlich für das vermeintlich freieste Deutschland aller Zeiten.
Natürlich müsse jeder Verband, der seine Arbeit ernst nehme, das Gespräch mit der Partei suchen, fuhr der Politiker fort. Die AfD hat bei den letzten Landtagswahlen in Ostdeutschland deutliche Zugewinne verzeichnet und ist teilweise stärkste Kraft geworden.
Politische Einordnung des Vorgangs
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hatte die Öffnung der Familienunternehmer zur AfD als nicht hilfreich bezeichnet. Die Debatte zeigt, wie unterschiedlich selbst innerhalb der Union der Umgang mit der AfD bewertet wird.
Die Diskussion um die Brandmauer zur AfD verschärft sich angesichts der anstehenden Bundestagswahl 2025. Teile der CDU/CSU diskutieren offen über mögliche Kooperationen auf kommunaler Ebene, während andere Stimmen eine klare Abgrenzung fordern.
Die wirtschaftliche Situation vieler Kommunen und Regionen verschärft die Debatte zusätzlich. Finanzielle Engpässe führen zu Unmut bei Bürgern und Unternehmern gleichermaßen.
Wirtschaftspolitische Positionen der AfD
Die AfD-Wirtschaftspolitik kombiniert marktwirtschaftliche Forderungen mit protektionistischen Ansätzen. Die Partei fordert niedrigere Unternehmenssteuern, den Abbau von Bürokratie und eine Rückkehr zur Energiepolitik mit Kernkraft und fossilen Energieträgern.
Gleichzeitig lehnt die AfD internationale Freihandelsabkommen ab, fordert Schutzzölle und eine Rückkehr zur D-Mark. Diese Positionen stehen im Widerspruch zu den Interessen exportorientierter Familienunternehmen.
Die Ablehnung von Fachkräftezuwanderung und die EU-kritische Haltung der AfD stehen im Konflikt mit den Bedürfnissen vieler mittelständischer Betriebe. Viele Familienunternehmen sind auf internationale Fachkräfte und den europäischen Binnenmarkt angewiesen.
Historischer Kontext: Wirtschaft und Rechtsextremismus
Die Debatte um das Verhältnis zwischen Wirtschaft und Rechtsaußen-Parteien ist nicht neu. In der Geschichte der Bundesrepublik gab es immer wieder Diskussionen über den Umgang mit extremistischen Parteien.
Die Erfahrungen aus der Weimarer Republik, als Teile der Wirtschaft die NSDAP unterstützten, prägen bis heute die Diskussion. Viele Wirtschaftsvertreter betonen deshalb die Bedeutung einer klaren demokratischen Haltung.
Der aktuelle Fall zeigt jedoch, dass die wirtschaftliche Frustration und politische Unzufriedenheit einige Verbände zu einer Neubewertung ihrer Position bewegt. Die Deutsche Bank kündigt Vertrag als Signal, dass große Unternehmen diese Entwicklung kritisch sehen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Fazit: Brandmauer bröckelt in Teilen der Wirtschaft
Die Deutsche Bank kündigt Vertrag Familienunternehmer AfD – dieser Vorgang markiert eine Zäsur. Die Entscheidung des Wirtschaftsverbands, das Kontaktverbot zur AfD aufzuheben, zeigt, dass die politische Brandmauer in Teilen der Wirtschaft bröckelt. Die scharfe Reaktion der Deutschen Bank verdeutlicht jedoch, dass große Konzerne diese Entwicklung kritisch sehen.
Der Fall wirft grundsätzliche Fragen auf: Soll die Wirtschaft mit einer Partei reden, die bei Wahlen teilweise über 30 Prozent erreicht? Oder gefährdet gerade dieser Dialog demokratische Werte? Die Antworten fallen unterschiedlich aus – zwischen pragmatischer Gesprächsbereitschaft und prinzipieller Abgrenzung.
Die Debatte wird sich vor der Bundestagswahl 2025 weiter verschärfen. Die Entscheidung der Deutschen Bank setzt ein Signal, dass wirtschaftliche Akteure Haltung zeigen können. Ob andere Unternehmen folgen oder ob sich die Normalisierung im Umgang mit der AfD fortsetzt, bleibt abzuwarten.











