Die Evangelische Kirche finanziert Klagen von Afghanen gegen die Bundesregierung. Am 3. Dezember 2025 verkündete der EKD-Flüchtlingsbeauftragte Christian Stäblein die Unterstützung von 100.000 Euro aus Kollektengeldern. Die Mittel gehen an die Organisation Kabul Luftbrücke, die bereits erfolgreich Aufnahmen vor Gericht erstritten hat.
Der Berliner Bischof kritisierte zugleich die Regierung scharf. Diese hatte Afghanen Geld angeboten, wenn sie auf ihre Aufnahmezusage verzichten. „Wer die Menschenwürde ernst nimmt, kann doch nicht ernsthaft verlangen, dass gefährdete Menschen ihre Sicherheit, ja ihr Leben gegen Geld eintauschen“, sagte Stäblein.
Warum unterstützt die EKD Klagen von Afghanen?
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sieht Deutschland in der Pflicht. Viele der Betroffenen hätten für die Bundeswehr, deutsche Organisationen oder den demokratischen Aufbau Afghanistans gearbeitet. Ihnen sei daher Schutz zugesichert worden.
| Hintergrund | Details |
|---|---|
| Spendensumme | 100.000 Euro aus Kollekten |
| Empfänger | Kabul Luftbrücke |
| Verwendungszweck | Klageverfahren und humanitäre Versorgung |
| Betroffene in Pakistan | ca. 1.900 Menschen mit Aufnahmezusage |
| Bereits eingereist | Über 36.500 über Aufnahmeprogramme |
| Frauen und Kinder | Über 60% der Schutzsuchenden |
„Deutschlands Verantwortung endet nicht mit dem Truppenabzug“, betonte Bischof Stäblein nach einem Treffen mit der Kabul Luftbrücke in Berlin. Die evangelische Kirche lasse die Schutzsuchenden und ihre Familien nicht im Stich.
Was ist die Kabul Luftbrücke?
Die Kabul Luftbrücke ist eine zivilgesellschaftliche Initiative, die 2021 nach der Machtübernahme der Taliban gegründet wurde. Die Organisation wurde von der damaligen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) beauftragt, gefährdete Afghanen zu identifizieren und ihre Einreise zu organisieren.
| Kabul Luftbrücke | Fakten |
|---|---|
| Gründung | August 2021 |
| Träger | Aab Humanitarian Association gGmbH |
| Bisher eingereist | Über 36.500 Personen |
| Eilverfahren gewonnen | 49 von 117 (seit Mai 2025) |
| Kosten für Betroffene | Kostenlos |
Die Organisation hat das juristische Vorgehen gegen die Bundesregierung ins Rollen gebracht. Bereits knapp 200 Menschen konnten ihre Einreise über erfolgreiche Klagen vor deutschen Verwaltungsgerichten erstreiten. Von mindestens 117 Eilverfahren beim Verwaltungsgericht Berlin gingen 49 zugunsten der Antragsteller aus.
Was bietet die Bundesregierung den Afghanen?
Das von Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) geführte Bundesinnenministerium ging einen umstrittenen Weg. Die Regierung bot rund 650 der 1.900 wartenden Afghanen Geldzahlungen an. Im Gegenzug sollten sie auf ihre Aufnahmezusage verzichten.
| Dobrindts Geldangebot | Details |
|---|---|
| Angebotshöhe | Mehrere tausend Euro |
| Anzahl Angeschriebene | 650 Personen |
| Annahmen | 62 Personen (ca. 10%) |
| Fristende | Nacht zum 18. November 2025 |
| Zusätzlich | Sachleistungen angeboten |
Die überwältigende Mehrheit lehnte ab. Laut der Kabul Luftbrücke nahmen höchstens fünf Familien das Angebot an – und diese nur, weil ihnen Visa für andere Länder wie die USA versprochen wurden. Das Bundesinnenministerium bestätigte, dass bisher nur 62 Personen (10 Prozent) die Bereitschaft erklärten, das Angebot anzunehmen.
Wie viele Afghanen wurden bereits eingeflogen?
Am 2. Dezember 2025 landete erstmals seit dem Regierungswechsel ein Charterflug mit einer größeren Anzahl von Afghanen in Deutschland. 192 Personen – davon 102 Frauen und 90 Männer – kamen in Erfurt an und wurden in die Erstaufnahme nach Friedland bei Hannover gebracht.
| Charterflug 02.12.2025 | Zahlen |
|---|---|
| Gesamtzahl | 192 Personen |
| Frauen | 102 |
| Männer | 90 |
| Ankunft | Erfurt |
| Erstaufnahme | Friedland (Niedersachsen) |
Zuvor hatten nur kleinere Gruppen über fünf Linienflüge Deutschland erreicht. Der Charterflug war der erste mit einer größeren Anzahl unter der neuen Bundesregierung.
Was droht Afghanen in Pakistan und Afghanistan?
Die Lage der wartenden Afghanen ist prekär. Pakistan drängt seit Anfang 2025 auf die Aufnahme der Betroffenen durch Deutschland und hat inzwischen begonnen, Menschen nach Afghanistan abzuschieben.
Laut EKD drohen den Abgeschobenen in Afghanistan Haft, Folter oder die Todesstrafe durch die Taliban. Rund 220 Menschen wurden bereits von Pakistan nach Afghanistan abgeschoben. Sie warten dort in einem Safe-House auf die Fortsetzung ihrer Verfahren.
Die Situation verschärft sich täglich. Eine Sprecherin der Kabul Luftbrücke warnte: Wer das Geldangebot annimmt, wird von der Liste gestrichen und muss wahrscheinlich mit einer Ausreise zurück nach Afghanistan rechnen.
Wer ist Bischof Christian Stäblein?
Der 52-jährige Theologe stammt ursprünglich aus Niedersachsen. Er ist Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und seit 2020 Flüchtlingsbeauftragter der EKD.
Stäblein ist bekannt für seine deutliche Haltung in Migrationsfragen. Die EKD-Synode hatte bereits Mitte November 2025 an die Bundesregierung appelliert, die Einreisen zu beschleunigen.
Seine scharfe Kritik am Geldangebot der Regierung: „Solche Angebote sind untragbar für die Betroffenen – und sie beschädigen unsere eigene Würde.“ Die Bundesrepublik habe verbindliche Aufnahmezusagen erteilt. Diese müssten eingehalten werden.
Wie reagiert die Politik?
Die Reaktionen auf die EKD-Entscheidung fallen unterschiedlich aus. Die Grünen unterstützen die Kritik am Vorgehen der Regierung. Dass Innenminister Dobrindt nicht allen Menschen mit Aufnahmeversprechen die Einreise genehmigen will, sorgt bei ihnen weiter für Empörung.
Kritiker hingegen bemängeln die Verwendung von Kollektengeldern für Klagen gegen den Staat. In sozialen Medien wird diskutiert, ob die Spender in den Gottesdiensten wussten, wofür ihr Geld verwendet wird. Andernorts schließe die evangelische Kirche Kitas, weil Geld fehle – nun würden 100.000 Euro für Klagen ausgegeben.
Die Staatsanwaltschaften Berlin und Cottbus ermitteln unterdessen gegen Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes. Der Vorwurf: Auch Migranten mit gefälschten Pässen hätten trotz Protesten der deutschen Botschaft in Islamabad Visa erhalten.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wie viel Geld gibt die EKD für Klagen von Afghanen?
Die Evangelische Kirche in Deutschland stellt 100.000 Euro aus Kollekten bereit. Das Geld geht an die Organisation Kabul Luftbrücke. Es soll für Klageverfahren und humanitäre Versorgung der in Pakistan festsitzenden Afghanen verwendet werden.
Wie viele Afghanen warten noch auf ihre Einreise?
Rund 1.900 Afghanen mit deutscher Aufnahmezusage warten derzeit in Pakistan. Über 60 Prozent davon sind Frauen und Kinder. Seit dem Regierungswechsel wurden erst wenige hundert Personen eingeflogen. Pakistan drängt auf eine schnelle Ausreise und hat bereits begonnen, Menschen nach Afghanistan abzuschieben.
Was bot die Bundesregierung den Afghanen als Alternative an?
Das Bundesinnenministerium unter Alexander Dobrindt bot rund 650 Afghanen mehrere tausend Euro an, wenn sie auf ihre Aufnahmezusage verzichten. Nur 62 Personen (10 Prozent) nahmen das Angebot an. Die meisten lehnten ab, obwohl ihnen bei Ablehnung eine Abschiebung nach Afghanistan droht.
Was ist die Kabul Luftbrücke?
Die Kabul Luftbrücke ist eine 2021 gegründete zivilgesellschaftliche Initiative. Sie wurde von der damaligen Außenministerin Baerbock beauftragt, gefährdete Afghanen zu identifizieren. Über 36.500 Menschen sind über die Organisation bereits nach Deutschland gekommen. Ihre Dienstleistungen für Schutzsuchende sind kostenlos.
Warum kritisiert die EKD die Bundesregierung?
Bischof Christian Stäblein nennt das Geldangebot an die Afghanen „untragbar“. Menschen sollten nicht gezwungen werden, ihre Sicherheit gegen Geld einzutauschen. Die EKD fordert die Einhaltung der verbindlichen Aufnahmezusagen, die frühere Bundesregierungen gegeben haben. Deutschlands Verantwortung ende nicht mit dem Truppenabzug.
Fazit: Kirche und Staat im Konflikt
Die Entscheidung der EKD, Klagen von Afghanen gegen die Bundesregierung zu finanzieren, sorgt für Kontroversen. Während die Kirche auf Menschenwürde und einzuhaltende Zusagen pocht, versucht das Innenministerium, die Zahl der Einreisen zu begrenzen. Die 100.000 Euro aus Kollekten gehen an die Kabul Luftbrücke, die bereits erfolgreich Aufnahmen vor Gericht erstritten hat. Für die rund 1.900 wartenden Afghanen in Pakistan läuft die Zeit ab – Pakistan schiebt bereits ab. Die EKD stellt sich klar auf die Seite der Schutzsuchenden. Ob das Geld aus der Kollekte dafür der richtige Weg ist, bleibt umstritten.












