Drogen per QR-Code in Berlin – eine neue Masche überschwemmt im November 2025 die Hauptstadt. An Laternen, Hauswänden und Sicherungskästen kleben bunte Aufkleber mit QR-Codes. Ein Scan mit dem Smartphone genügt, und Nutzer landen in einem anonymen Telegram-Chat mit Preislisten für Kokain, Ketamin und Speed. Lieferung in zehn Minuten inklusive. Die Polizei ist weitgehend machtlos.
Die neue Drogenmasche: Sticker, Scan, Lieferung
An der Berliner U-Bahn-Station Weinmeisterstraße kleben sie wie Werbung für eine neue Modemarke. Bunte Aufkleber, Emojis, QR-Codes. Sie bilden ein auffälliges Mosaik auf Sicherungskästen, Laternenmasten und Hauswänden. Was auf den ersten Blick wie harmlose Straßenkunst aussieht, ist ein Eingangstor in einen digitalen Schwarzmarkt.
Die Berliner Zeitung berichtete Anfang November 2025 über das Phänomen. Die Sticker sind nicht nur an der Weinmeisterstraße zu finden, sondern in der gesamten Stadt verteilt. Besonders betroffen sind Berlin-Mitte und die Neue Schönhauser Straße.
Das Prinzip ist simpel: Nutzer scannen den QR-Code mit ihrem Smartphone. Sie werden automatisch zu einem anonymen Messenger-Chat weitergeleitet. Dort erhalten sie eine Preisliste mit verschiedenen Substanzen. Die Bestellung läuft über verschlüsselte Nachrichten. Ein sogenanntes Kokstaxi liefert die Drogen dann direkt vor die Haustür.
Wie funktioniert der QR-Code Drogenhandel?
Der Ablauf erinnert an einen regulären Lieferdienst. Die Dealer haben ihr Geschäftsmodell professionalisiert. Nach dem Scan des QR-Codes öffnet sich automatisch die Telegram-App. In dem Chat erscheint ein Katalog mit verschiedenen Substanzen, fein säuberlich sortiert.
| Substanz | Lieferzeit | Bestellweg |
|---|---|---|
| Kokain | 10-30 Minuten | Telegram-Chat |
| Ketamin | 10-30 Minuten | Telegram-Chat |
| Speed | 10-30 Minuten | Telegram-Chat |
| MDMA/Ecstasy | 10-30 Minuten | Telegram-Chat |
| LSD | 10-30 Minuten | Telegram-Chat |
Die Zahlung erfolgt meist in bar bei der Übergabe. Manche Anbieter akzeptieren auch Kryptowährungen. Die Lieferanten fahren mit dem Auto durch die Stadt und übergeben die Ware an einem vereinbarten Treffpunkt. Manchmal direkt vor der Haustür des Kunden.
Wo kleben die Drogen-Sticker in Berlin?
Die QR-Code-Aufkleber konzentrieren sich auf bestimmte Hotspots in der Hauptstadt. Besonders betroffen sind Szene-Viertel und Ausgehgegenden. Die Sticker kleben bevorzugt an Orten mit viel Laufkundschaft.
Bekannte Fundorte sind die U-Bahn-Station Weinmeisterstraße, die Neue Schönhauser Straße in Mitte und die umliegenden Straßen im Szeneviertel. Auch in Kreuzberg, Friedrichshain und Prenzlauer Berg tauchen die Aufkleber regelmäßig auf.
Die Sticker sehen oft wie normale Streetart aus. Manche zeigen Schneeflocken-Emojis oder Taxi-Symbole. Andere werben mit Rabatt-Angeboten. Die Gestaltung ist bewusst unauffällig gehalten, um nicht sofort als Drogenwerbung erkannt zu werden.
Polizei weitgehend machtlos
Die Berliner Polizei kennt das Problem. Doch die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Der Hauptgrund: Telegram kooperiert nicht mit deutschen Behörden. Die Betreiber des Messenger-Dienstes sitzen in Dubai und geben keine Auskünfte.
Carsten Pfohl, Leiter des Dezernats für Rauschgiftkriminalität beim Berliner Landeskriminalamt, erklärte gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung das Dilemma. Die Ermittler können die Betreiber der Telegram-Gruppen kaum identifizieren. Auch die Kurierfahrer wechseln häufig.
Die Polizei setzt auf Kontrollen im Straßenverkehr. Kurierfahrer werden nach Behördenangaben regelmäßig auf frischer Tat ertappt. Doch das Entdeckungsrisiko schreckt offenbar nicht ab. Für jeden gefassten Fahrer steht schnell ein neuer bereit.
Kokainkonsum in Berlin stark gestiegen
Der Drogenkonsum in der Hauptstadt hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Laut Abwasseranalysen stieg der Kokainkonsum in Berlin um 58 Prozent innerhalb von fünf Jahren. Die neuen Verkaufsstrategien über Telegram und QR-Codes dürften daran einen erheblichen Anteil haben.
Die sogenannten Kokstaxis existieren in Berlin seit etwa fünf Jahren. Sie haben den klassischen Straßenhandel weitgehend abgelöst. Die Vorteile für die Käufer liegen auf der Hand: kein Kontakt zu Straßendealern, schnelle Lieferung, bequeme Bestellung per Smartphone.
Der Bund Deutscher Kriminalbeamter sieht in der dreisten Werbung ein Sinnbild für das Scheitern im Kampf gegen die Drogenkriminalität. Jan Reinecke, BDK-Landesvorsitzender in Hamburg, wo ähnliche Sticker aufgetaucht sind, kritisierte die überlastete Justiz. Die Staatsanwaltschaft habe zehntausende unerledigte Ermittlungsverfahren.
Das Phänomen ist nicht neu
Die Masche mit den QR-Code-Stickern stammt ursprünglich aus den Niederlanden. In Amsterdam tauchten die ersten Drogen-Aufkleber bereits 2022 auf. An Laternenpfählen, Verkehrsschildern und Zäunen klebten bunte Sticker mit QR-Codes.
Das Bundeskriminalamt erklärte damals noch, in Deutschland seien keine vergleichbaren Fälle bekannt. Das hat sich inzwischen geändert. Berlin ist nicht die einzige deutsche Stadt, in der die Sticker auftauchen. Auch in Hamburg wurden entsprechende Aufkleber im Schanzenviertel gesichtet.
Der Kriminologe Ton Nabben von der Fachhochschule Amsterdam bezeichnete die Methode als neue und ziemlich freche Marketingmethode. Durch die Sticker werde öffentlich Reklame für Drogen gemacht.
Rechtliche Situation für Käufer
Der Kauf von Drogen ist in Deutschland illegal. Wer über die QR-Codes Substanzen bestellt und entgegennimmt, macht sich strafbar. Es drohen Geldstrafen oder Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren.
Auch das bloße Scannen der QR-Codes ist nicht strafbar. Erst die tatsächliche Bestellung und der Besitz der Substanzen sind verboten. Die Polizei rät davon ab, die Codes zu scannen. Auch wer nur neugierig ist, hinterlässt digitale Spuren.
Die Qualität der gelieferten Substanzen ist völlig unklar. Anders als bei Social-Media-Trends geht es hier um potenziell lebensgefährliche Produkte. Drogen vom Schwarzmarkt können mit gefährlichen Stoffen gestreckt sein.
Berlin bietet legales Drug-Checking an
Wer trotz der Risiken Drogen konsumiert, kann in Berlin seine Substanzen testen lassen. Seit Juni 2023 gibt es das offizielle Drug-Checking-Programm des Berliner Senats. An drei Standorten können Konsumenten ihre Drogen kostenlos und anonym abgeben.
Die Proben werden im Labor der Berliner Gerichtsmedizin analysiert. Das Ergebnis kann telefonisch oder online abgerufen werden. Das Angebot soll gesundheitliche Schäden durch verunreinigte Substanzen verhindern.
Die Nachfrage ist enorm. Die Kapazitäten reichen oft nicht aus. Wer seine Drogen testen lassen möchte, muss mit Wartezeiten rechnen. Die Ergebnisse liegen meist erst nach einigen Tagen vor – für spontanen Konsum ist das Angebot daher nicht geeignet.
Was Experten sagen
Die Digitalisierung des Drogenhandels ist nach Einschätzung von Experten nicht aufzuhalten. Die klassischen Ermittlungsmethoden greifen bei verschlüsselten Messenger-Diensten kaum. Solange Telegram nicht mit Behörden kooperiert, bleiben die Möglichkeiten begrenzt.
Das Landeskriminalamt Berlin betont dennoch die Risiken für die Täter. Kurierfahrer würden regelmäßig gefasst. Es drohten empfindliche Strafen und Haftaufenthalte. Wer glaube, das Geschäft sei sicher, täusche sich.
Die Nachfrage treibt das Geschäft an. Drogen wie Kokain und Cannabis sind längst in der bürgerlichen Mitte angekommen. Von der Abiturientin bis zum Rechtsanwalt – die Kundschaft ist breit gefächert. Solange die Nachfrage besteht, wird auch das Angebot nicht verschwinden.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Fazit: Digitaler Drogenhandel auf dem Vormarsch
Der Drogenhandel per QR-Code in Berlin zeigt, wie stark sich der Schwarzmarkt digitalisiert hat. Die Dealer nutzen moderne Technologien und verschlüsselte Messenger-Dienste. Die klassischen Ermittlungsmethoden stoßen an ihre Grenzen.
Die bunten Sticker an Laternen und Hauswänden sind dabei nur die sichtbare Spitze des Eisbergs. Dahinter steckt ein professionell organisiertes Netzwerk mit schnellen Lieferzeiten und breitem Sortiment. Für die Polizei ist das eine enorme Herausforderung.
Wer die QR-Codes scannt und Drogen bestellt, riskiert nicht nur eine Strafanzeige. Die Qualität der Substanzen ist völlig unklar. Verunreinigte Drogen können lebensgefährlich sein. Das legale Drug-Checking-Angebot in Berlin kann zumindest helfen, die Risiken zu minimieren.











