Rekord-Defizit bei deutschen Kommunen
Am 24. November 2025 zeigen aktuelle Daten: So pleite ist meine Stadt – und viele andere Kommunen in Deutschland stehen vor einem finanziellen Abgrund. Mit einem Defizit von rund 25 Milliarden Euro haben die deutschen Städte, Gemeinden und Kreise im Jahr 2024 das größte Finanzloch ihrer Geschichte verbucht. Die Zahlen sind alarmierend und betreffen Millionen von Bürgerinnen und Bürgern in ihrem Alltag.
Wie hoch sind die Schulden der Kommunen in Deutschland?
Die Verschuldung der Gemeinden und Gemeindeverbände erreichte Ende 2024 einen neuen Höchststand von 170,5 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anstieg von 10,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Pro Kopf bedeutet das: Jeder Einwohner in Deutschland trägt rechnerisch 2.206 Euro an kommunalen Schulden mit sich. Diese Zahlen stammen aus dem aktuellen Bericht des Statistischen Bundesamtes.
Zum Vergleich: Im Jahr 2023 lag die Pro-Kopf-Verschuldung noch bei 2.005 Euro. Der Anstieg um gut 200 Euro pro Person innerhalb eines Jahres verdeutlicht, wie schnell sich die finanzielle Lage verschlechtert.
Welche Bundesländer haben die höchsten Kommunalschulden?
Die regionalen Unterschiede bei der kommunalen Verschuldung sind enorm. An der Spitze stehen die Kommunen in Nordrhein-Westfalen mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 3.577 Euro. Es folgen Hessen mit 3.009 Euro und das Saarland mit 2.824 Euro pro Einwohner.
Am anderen Ende der Skala stehen Bayern mit nur 1.353 Euro und Sachsen mit 1.482 Euro pro Kopf. Diese Zahlen zeigen ein deutliches Ost-West- und Nord-Süd-Gefälle bei der kommunalen Finanzlage.
Kommunale Pro-Kopf-Verschuldung nach Bundesländern
| Bundesland | Pro-Kopf-Verschuldung 2024 | Veränderung zum Vorjahr |
|---|---|---|
| Nordrhein-Westfalen | 3.577 Euro | +13,3% |
| Hessen | 3.009 Euro | +10,1% |
| Saarland | 2.824 Euro | +1,0% |
| Rheinland-Pfalz | 2.388 Euro | -22,4% |
| Niedersachsen | ca. 2.100 Euro | +15,0% |
| Brandenburg | ca. 2.500 Euro | stabil |
| Sachsen | 1.482 Euro | +17,3% |
| Bayern | 1.353 Euro | +14,0% |
Welche Städte sind am höchsten verschuldet?
Die Spitzenreiter bei der kommunalen Verschuldung finden sich vor allem im Ruhrgebiet. Mülheim an der Ruhr führt das traurige Ranking mit rund 10.000 Euro pro Kopf an. Oberhausen folgt mit etwa 9.800 Euro auf Platz zwei. Diese beiden Städte kämpfen seit Jahren mit strukturellen Finanzproblemen.
In Nordrhein-Westfalen insgesamt belaufen sich die Schulden der Kommunen in den Kernhaushalten auf 55,4 Milliarden Euro. Das sind 12,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Die NRW-Kommunen tragen damit die höchste Schuldenlast aller Bundesländer.
Verschuldung ausgewählter kreisfreier Städte in NRW (2024)
| Stadt | Pro-Kopf-Verschuldung | Hauptschuldenart |
|---|---|---|
| Mülheim an der Ruhr | ca. 10.000 Euro | Liquiditätskredite |
| Oberhausen | ca. 9.800 Euro | Liquiditätskredite |
| Bonn | ca. 7.200 Euro | Investitionskredite |
| Remscheid | ca. 6.700 Euro | Liquiditätskredite |
| Bochum | ca. 5.600 Euro | Investitionskredite |
| Düsseldorf | ca. 883 Euro | Investitionskredite |
| Bielefeld | ca. 894 Euro | gemischt |
Was sagt der Kommunale Finanzreport 2025?
Der aktuelle Kommunale Finanzreport der Bertelsmann Stiftung zeichnet ein düsteres Bild. Die Finanzlage der Kommunen ist flächendeckend eingebrochen. Die Steuereinnahmen stagnieren wegen der schwachen Konjunktur, während die Ausgaben für Personal, Sachaufwand und Soziales ungebremst steigen.
Die Kassenkredite, vergleichbar mit einem Dispo-Kredit bei Privatpersonen, gelten als wichtiger Krisenindikator. Nach sieben Jahren des Abbaus steigen diese seit 2023 wieder an. Ein Viertel des gesamten bundesdeutschen Volumens entfällt dabei auf nur neun Städte in Nordrhein-Westfalen.
Warum sind so viele Kommunen pleite?
Die Gründe für die finanzielle Schieflage der Kommunen sind vielfältig. An erster Stelle stehen die explodierenden Sozialausgaben, die innerhalb von zwei Jahren um ein Viertel auf 85 Milliarden Euro gestiegen sind. Diese Leistungen werden größtenteils durch Bundesgesetze vorgeschrieben, aber nicht ausreichend vom Bund finanziert.
Die Personalausgaben haben sich binnen zehn Jahren verdoppelt. Grund dafür sind sowohl das Stellenwachstum als auch hohe Tarifabschlüsse. Der laufende Sachaufwand ist durch die Inflation ebenfalls stark gestiegen – um ein Viertel in nur zwei Jahren.
Die wichtigsten Kostentreiber für Kommunen
Die Ausgaben der Kommunen wuchsen allein 2024 um zehn Prozent. Besonders belastend wirken sich folgende Faktoren aus: steigende Energiekosten für kommunale Gebäude, höhere Baupreise bei Investitionsprojekten, wachsende Kosten für Kinderbetreuung und Schulen sowie zunehmende Aufwendungen für Unterbringung und Integration.
Was bedeutet das Defizit für die Bürger?
Die angespannte Finanzlage der Kommunen hat direkte Auswirkungen auf das Leben der Menschen vor Ort. Der Investitionsrückstand bei der kommunalen Infrastruktur beläuft sich mittlerweile auf 215,7 Milliarden Euro. Marode Schulgebäude machen mit 67,8 Milliarden Euro den größten Anteil aus. Die Straßen- und Verkehrsinfrastruktur folgt mit 53,4 Milliarden Euro.
Kommunen sind für über 50 Prozent der öffentlichen Investitionen verantwortlich. Fehlt das Geld, bleiben Schwimmbäder geschlossen, Straßen werden nicht saniert und neue Kitaplätze können nicht geschaffen werden. Die Lebensqualität in vielen Städten und Gemeinden leidet spürbar.
Welche Lösungen gibt es für die Kommunalfinanzen?
Experten fordern eine grundlegende Reform der Kommunalfinanzen. Der Finanzreport 2025 diskutiert verschiedene Ansätze: ein gemeinsames Bund-Länder-Sondervermögen, ein privat-öffentlicher Zukunfts- und Transformationsfonds sowie eine neue Gemeinschaftsaufgabe für Klimaschutz und Klimaanpassung.
In einigen Bundesländern laufen bereits Entschuldungsprogramme. Rheinland-Pfalz konnte durch das Programm „Partnerschaft zur Entschuldung der Kommunen“ (PEK-RP) die kommunale Verschuldung deutlich senken. Ende 2024 wurden dort 2,8 Milliarden Euro an kommunalen Kassenkrediten vom Land übernommen. Auch Nordrhein-Westfalen hat im Sommer 2025 ein Gesetz zur Teilentschuldung beschlossen.
Wie steht es um die Staatsverschuldung insgesamt?
Die kommunalen Schulden sind nur ein Teil der gesamten Staatsverschuldung. Der öffentliche Gesamthaushalt war zum Jahresende 2024 mit 2.510,5 Milliarden Euro verschuldet. Das entspricht einer Pro-Kopf-Verschuldung von 30.062 Euro. Der Bund trägt mit 69 Prozent den größten Anteil, gefolgt von den Ländern mit 24 Prozent und den Kommunen mit sieben Prozent.
Die Zinslast für diese Schulden ist erheblich: Mehr als 45 Milliarden Euro mussten Bund, Länder und Kommunen 2024 allein für Zinsverpflichtungen aufbringen. Dieses Geld fehlt dann für Investitionen in Bildung, Infrastruktur oder Steuerentlastungen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wie hoch ist die kommunale Pro-Kopf-Verschuldung in Deutschland?
Die durchschnittliche kommunale Pro-Kopf-Verschuldung in Deutschland liegt bei 2.206 Euro (Stand Ende 2024). Die Werte schwanken jedoch stark zwischen den Bundesländern. In Nordrhein-Westfalen beträgt sie 3.577 Euro, in Bayern nur 1.353 Euro pro Einwohner.
Welche Stadt in Deutschland hat die höchsten Schulden pro Kopf?
Unter den kreisfreien Städten hat Mülheim an der Ruhr mit rund 10.000 Euro die höchste Pro-Kopf-Verschuldung. Es folgen Oberhausen mit etwa 9.800 Euro und Bonn mit rund 7.200 Euro. Besonders niedrig verschuldet sind dagegen Düsseldorf und Bielefeld.
Warum steigen die Schulden der Kommunen so stark?
Die Hauptursachen sind explodierende Sozialausgaben, die vom Bund nicht ausreichend finanziert werden, steigende Personalkosten durch Tariferhöhungen und die Inflation, die alle kommunalen Ausgabenbereiche verteuert hat. Gleichzeitig stagnieren die Steuereinnahmen wegen der schwachen Konjunktur.
Was passiert, wenn eine Kommune pleite ist?
Eine Kommune kann rechtlich nicht insolvent werden wie ein Unternehmen. Stattdessen unterliegt sie dann einer strengen Haushaltsaufsicht durch das Bundesland. Das bedeutet Ausgabenkürzungen, Einstellungsstopps und oft auch höhere Steuern und Gebühren für die Bürger. Investitionen werden auf das Nötigste beschränkt.
Wie kann ich herausfinden, wie verschuldet meine Stadt ist?
Die Statistischen Landesämter veröffentlichen regelmäßig Daten zur kommunalen Verschuldung. In Nordrhein-Westfalen bietet IT.NRW eine interaktive Anwendung, mit der Bürger die Schulden ihrer Kommune abrufen können. Auch der Kommunale Finanzreport der Bertelsmann Stiftung enthält detaillierte Daten.
Fazit
So pleite ist meine Stadt – diese Frage stellen sich immer mehr Bürgerinnen und Bürger angesichts der dramatischen Finanzlage der Kommunen. Das Rekord-Defizit von 25 Milliarden Euro markiert eine Zeitenwende, die die Handlungsfähigkeit von Städten und Gemeinden nachhaltig gefährdet. Ohne grundlegende Reformen bei der Finanzierung kommunaler Aufgaben wird sich die Lage weiter verschärfen. Die Folgen spüren alle: in maroden Schulen, kaputten Straßen und geschlossenen Einrichtungen. Es ist höchste Zeit, dass Bund und Länder die Kommunen aus dieser Schuldenfalle befreien.











