📖 Lesezeit: 7 Minuten | Zuletzt aktualisiert: 11. Dezember 2025
Was bedeutet das gekippte Verbrenner-Aus?
Das Verbrenner-Aus in der EU ist am 11. Dezember 2025 offiziell vom Tisch. Statt eines vollständigen Verkaufsverbots für Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035 gilt künftig eine 90-prozentige CO2-Reduktionspflicht für die Flottengrenzwerte. Auch nach 2040 wird es kein 100-Prozent-Ziel geben – alle in Deutschland produzierten Motoren dürfen weiterhin gebaut und verkauft werden.
Die europäische Klimapolitik erlebt einen historischen Kurswechsel. Nach nächtlichen Verhandlungen zwischen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EVP-Fraktionschef Manfred Weber steht fest: Das ursprünglich geplante strikte Verbot von Verbrennungsmotoren ab 2035 kommt nicht. Wir erklären, was sich für Autofahrer, Industrie und den Klimaschutz ändert.
EU kippt Verbrenner-Aus: Die wichtigsten Fakten
Die Einigung zwischen Kommission und Europäischer Volkspartei bringt fundamentale Änderungen für die Automobilbranche. Das Technologieverbot ist damit Geschichte.
| Regelung | Bisherige Planung | Neue Regelung |
|---|---|---|
| CO2-Reduktion ab 2035 | 100 Prozent | 90 Prozent |
| CO2-Reduktion ab 2040 | 100 Prozent | Kein 100%-Ziel |
| Technologieverbot | Faktisch ja | Nein |
| Verbrenner-Produktion | Ende 2035 | Weiterhin erlaubt |
| Plug-in-Hybride | Nicht mehr zugelassen | Weiterhin möglich |
EVP-Chef Manfred Weber erklärte gegenüber der Bild-Zeitung: „Damit ist das Technologieverbot für den Verbrenner vom Tisch. Alle derzeit in Deutschland gebauten Motoren können weiterproduziert und verkauft werden.“
Von der Leyen und Weber einigen sich nach Nachtverhandlungen
Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen übernahm persönlich die Leitung der Gespräche. Den gesamten Donnerstag arbeiteten die Delegationen an den Details. Die Einigung kam nach massivem Druck aus der Industrie und mehreren EU-Mitgliedsstaaten zustande.
Weber sieht in der Entscheidung eine Stärkung von Klimastrategie und Industrie zugleich. Die EU bleibe auf dem Weg zur Klimaneutralität, ohne innovative Technologien auszuschließen. Diese Entscheidung schaffe Planungssicherheit und schütze zigtausende Arbeitsplätze im Automobilsektor.
Die EU-Kommission will ihre offiziellen Vorschläge am kommenden Dienstag vorstellen. Neben den Änderungen beim Verbrenner-Aus sollen auch eine neue Batterie-Strategie und Vorschläge für umweltfreundlichere Dienstwagen präsentiert werden.
Merz-Brief zeigte Wirkung: Deutschland drängte auf Kurskorrektur
Bundeskanzler Friedrich Merz hatte Ende November in einem Brief an von der Leyen gefordert, die EU solle bei ihrer Revision der Flottengrenzwerte auch „hocheffiziente“ Verbrenner berücksichtigen. Die schwarz-rote Koalition setzte sich dafür ein, dass nach 2035 neben rein elektrischen Fahrzeugen auch Plug-in-Hybride und E-Autos mit Range Extender zugelassen werden dürfen.
Auf die Frage, ob die EU klassische Verbrenner erlauben werde, sagte Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas dem Handelsblatt: „Wir sind offen für alle Technologien.“ Dies sei wichtig, um einen wirtschaftlich tragfähigen und sozial fairen Übergang zu ermöglichen.
Zu der Entscheidung trugen auch internationale Partner bei. Ein gemeinsamer Brief der italienischen Premierministerin Giorgia Meloni und des polnischen Regierungschefs Donald Tusk übte spürbaren Druck auf die Verhandlungen aus. Insgesamt forderten sechs EU-Länder – Bulgarien, Italien, Polen, die Slowakei, Tschechien und Ungarn – das Ende des strikten Verbrenner-Verbots.
Was das gekippte Verbrenner-Aus für Autofahrer bedeutet
Die neue Regelung hat konkrete Auswirkungen für Verbraucher:
| Frage | Antwort |
|---|---|
| Kann ich nach 2035 noch Benziner kaufen? | Ja, Neuwagen mit Verbrenner bleiben möglich |
| Darf ich meinen Diesel weiterfahren? | Ja, Bestandsfahrzeuge waren nie betroffen |
| Was passiert mit E-Fuels? | Verbrenner mit E-Fuels/Biokraftstoffen erlaubt |
| Werden Plug-in-Hybride verboten? | Nein, weiterhin zugelassen |
| Steigen die Kraftstoffpreise? | Laut Greenpeace möglich: 6-20% Anstieg |
Gebrauchte Verbrenner genießen ohnehin Bestandsschutz. Ein Verkaufsverbot für bestehende Benziner oder Diesel existierte nie. Das ursprüngliche Gesetz betraf ausschließlich Neuzulassungen ab dem 1. Januar 2035.
Autoindustrie begrüßt Entscheidung
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) betonte, für die deutsche Automobilindustrie sei ein technologieoffener und pragmatischer Lösungsansatz entscheidend. BMW-Chef Oliver Zipse teilte mit, eine Abkehr vom strikten Technologie-Verbot sei ein starkes Signal.
Die europäische Autobranche kämpft derzeit mit erheblichen Herausforderungen: hohe Lohn- und Energiekosten, schleppende Nachfrage nach Elektroautos und globaler Wettbewerbsdruck, insbesondere aus China. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert.
In Deutschland lag der Anteil neuer, rein elektrisch angetriebener Autos von Januar bis Oktober 2025 bei 18,7 Prozent. Der Anteil von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor betrug demnach 81,3 Prozent.
Kritik von Umweltschützern: Klimaziele in Gefahr?
Umweltorganisationen wie Greenpeace kritisieren die Entscheidung scharf. Der Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor sei ein zentraler Schritt für den Klimaschutz und eine nachhaltige Verkehrswende gewesen.
Nach Berechnungen der Umweltorganisation müssten Autofahrer mit spürbaren Mehrkosten rechnen, sollte das EU-Verbrenner-Aus zurückgenommen werden. Die Kosten für Kraftstoff könnten zwischen sechs und 20 Prozent steigen.
Eine weitere Abschwächung der Vorgaben für die Autoindustrie könnte die Klimaziele der EU behindern, da bis 2050 mehr CO2-emittierende Autos auf Europas Straßen bleiben würden. Die EU hat sich verpflichtet, bis dahin Netto-Null-Emissionen zu erreichen.
Der Verkehr verursacht rund ein Fünftel der EU-Treibhausgasemissionen. Zwischen 1990 und 2019 sind die Klimagas-Emissionen im Verkehr sogar um 25 Prozent gestiegen. Kritiker sehen daher die Gefahr, dass die Klimaziele verfehlt werden.
Was passiert mit den CO2-Flottengrenzwerten?
Die CO2-Flottengrenzwerte bleiben grundsätzlich bestehen, werden aber flexibler gestaltet:
| Jahr | CO2-Reduktion | Bedeutung |
|---|---|---|
| 2025-2027 | Mittelung möglich | Erleichterung für Hersteller |
| 2030 | 55% vs. 2021 | Zwischenziel bleibt |
| 2035 | 90% | Neu: Kein Totalverbot |
| 2040+ | Unter 100% | Technologieoffenheit |
Im Mai 2025 stimmte das EU-Parlament dafür, den Autoherstellern zwei weitere Jahre zum Erreichen der CO2-Flottenwerte zu gewähren. Diese Erleichterung kam vor dem Hintergrund der schwachen E-Auto-Verkäufe zustande.
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wird das Verbrenner-Aus 2035 komplett gekippt?
Kann ich nach 2035 noch einen Benziner oder Diesel kaufen?
Was bedeutet die 90-Prozent-Regel konkret?
Darf ich meinen alten Diesel oder Benziner weiterfahren?
Welche Rolle spielen E-Fuels nach 2035?
Fazit: Verbrenner-Aus gekippt – Technologieoffenheit gewinnt
Das Verbrenner-Aus in der EU ist Geschichte. Die Einigung zwischen Kommissionspräsidentin von der Leyen und EVP-Chef Weber markiert einen Wendepunkt in der europäischen Klimapolitik. Statt eines strikten Technologieverbots setzt Brüssel nun auf flexible CO2-Flottengrenzwerte mit einer 90-Prozent-Regel ab 2035.
Für die deutsche Automobilindustrie bedeutet die Entscheidung Planungssicherheit. Für Verbraucher heißt es: Auch nach 2035 sind Neuwagen mit Verbrennungsmotor möglich. Kritiker warnen jedoch, dass die Klimaziele der EU gefährdet sein könnten.
Die offiziellen Vorschläge der EU-Kommission werden am kommenden Dienstag erwartet. Dann müssen noch Europaparlament und EU-Staaten zustimmen, bevor die neue Regelung endgültig in Kraft tritt.
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