Die neue Deutsche-Bahn-Chefin Evelyn Palla macht Ernst mit ihren Ankündigungen. Wie das Handelsblatt am 4. Dezember 2025 berichtete, plant die 52-jährige Managerin aus Südtirol eine radikale Verschlankung der Führungsebene. Die oberen Managementposten unterhalb des Vorstands sollen von derzeit 43 auf nur noch 22 reduziert werden.
Damit setzt Palla ihre Ankündigung um, den Konzern „auf links zu drehen“ und „vom Kopf auf die Füße zu stellen“. Der Aufsichtsrat befasst sich am kommenden Mittwoch, dem 10. Dezember, mit der neuen Geschäftsverteilung unter dem Titel „Neustart DB“.
Was plant Evelyn Palla konkret?
Laut Aufsichtsratsunterlagen, über die das Handelsblatt berichtet, sieht Pallas Umbaukonzept mehrere einschneidende Maßnahmen vor. Die Kernpunkte der Neustrukturierung im Überblick:
| Maßnahme | Vorher | Nachher |
|---|---|---|
| Topmanagement (1. Führungsebene) | 43 Posten | 22 Posten |
| Konzernbeauftragte | 5 Positionen | 0 (entfallen komplett) |
| Konzernvorstand | 8 Mitglieder | 6 Mitglieder |
| Vorstand DB Regio | 6 Mitglieder | 5 Mitglieder |
| Vorstand DB Fernverkehr | 5 Mitglieder | 4 Mitglieder |
| Vorstand DB InfraGO | 8 Mitglieder | 6 Mitglieder |
Insgesamt strebt Palla einen „deutlichen“ Personalabbau in der Konzernholding an. Laut Bild betreffen die Kürzungen rund hundert Top-Posten im gesamten Konzern.
Was ist das Ziel des „Neustart DB“?
Pallas Sechs-Punkte-Plan sieht eine grundlegende Veränderung der Unternehmenskultur vor. Im Mittelpunkt stehen Leistung, Effizienz und Verantwortung. Die zentralen Ziele sind:
Dezentralisierung: Entscheidungen sollen künftig wieder dezentral und mit klarer Verantwortung der jeweiligen CEOs getroffen werden. Regionale Führungskräfte erhalten mehr Entscheidungsfreiheit und Ressourcen.
Fokus aufs Kerngeschäft: Die Bahn soll sich wieder auf das konzentrieren, was sie im Kern ausmacht – das Eisenbahngeschäft. Zentrale Konzernprogramme werden reduziert.
Klare Trennung: Gemeinwohlorientierung und Wettbewerb sollen künftig klar getrennt werden.
Wer ist Evelyn Palla?
Die neue Bahn-Chefin ist keine klassische Eigengewächs des Konzerns. Die am 24. September 1973 in Bozen geborene Managerin bringt einen besonderen Blick von außen mit.
| Steckbrief | Evelyn Palla |
|---|---|
| Geburtsdatum | 24. September 1973 |
| Geburtsort | Bozen, Südtirol (Italien) |
| Studium | Betriebswirtschaft, WU Wien |
| DB-Chefin seit | 1. Oktober 2025 |
| Vorherige Position | Vorstandsvorsitzende DB Regio |
| Besonderheit | Einziges DB-Vorstandsmitglied mit Triebfahrzeugführerschein |
| Familie | Verheiratet, drei Kinder, wohnt in Wien |
Palla studierte von 1992 bis 1997 Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien mit einem Gastsemester an der Universität zu Köln. Nach Stationen bei Siemens UK und der Österreichischen Bundesbahn wechselte sie zur Deutschen Bahn.
Ein bemerkenswertes Detail: Seit 2024 besitzt Palla als einziges Vorstandsmitglied der DB einen Triebfahrzeugführerschein, den sie berufsbegleitend erworben hat. Sie ist damit die erste Bahnchefin, die selbst Züge fahren darf.
Was hat Palla bei DB Regio erreicht?
Als Chefin der Regionalverkehrssparte kann Palla beachtliche Erfolge vorweisen. DB Regio fuhr im ersten Halbjahr 2025 erstmals seit Jahren wieder einen Gewinn ein. Zudem erreichte sie eine Pünktlichkeit der Regionalzüge von über 90 Prozent.
Diese Erfolgsbilanz gab für Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) den Ausschlag, Palla im September 2025 als Nachfolgerin von Richard Lutz zu nominieren. Schnieder betonte bei ihrer Vorstellung: Mit Palla werde nach 190 Jahren Bahngeschichte erstmals eine Frau die Geschicke der DB leiten.
Was bedeutet der Umbau für Fahrgäste?
Palla dämpft falsche Erwartungen: Anders als ihre Vorgänger verspricht sie keine schnelle Verbesserung der Pünktlichkeit. Im Fernverkehr werde die Pünktlichkeit 2025 voraussichtlich „eine Fünf vorne haben“ – also unter 60 Prozent liegen.
Für 2026 legt sie sich noch nicht fest, betont aber, dass das Hauptziel zunächst sei, die Pünktlichkeit zu stabilisieren und dem Abwärtstrend entgegenzuwirken. An der alternativlosen Korridorsanierung, bei der bis 2036 rund 40 stark befahrene Strecken grundlegend erneuert werden, hält sie fest.
Kurzfristig sollen Sofortprogramme in Zusammenarbeit mit dem Bundesverkehrsministerium für Verbesserungen sorgen. Der Fokus liegt auf Komfort, Sauberkeit, Sicherheit an Bahnhöfen und besserer Kundeninformation.
Weitere Personalentscheidungen
Palla hat bereits personell durchgegriffen. DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta muss ihren Posten räumen, nachdem ihr Sanierungskonzept für die verlustreiche Gütersparte in einem externen Gutachten als unzureichend durchgefallen war.
Als neue Finanzchefin wird die frühere Hornbach-Managerin Karin Dohm gehandelt. Sie würde auf Levin Holle folgen, der im Frühjahr für einen Posten im Bundeskanzleramt zur Deutschen Bahn gewechselt hatte.
FAQ: Häufig gestellte Fragen
Wie viele Manager-Stellen werden gestrichen?
Die erste Führungsebene unterhalb des Vorstands wird von 43 auf 22 Posten reduziert. Zusätzlich entfallen die fünf Konzernbeauftragten-Positionen komplett. Insgesamt sind laut Bild rund 100 Top-Posten betroffen.
Wann beginnt der Umbau der Deutschen Bahn?
Am 10. Dezember 2025 entscheidet der Aufsichtsrat über das Konzept „Neustart DB“. Erste Maßnahmen sollen noch im Dezember umgesetzt werden, der große Umbau beginnt am 1. Januar 2026.
Wird die Bahn durch den Umbau pünktlicher?
Kurzfristig nicht. Palla dämpft Erwartungen und verspricht keine schnelle Verbesserung der Pünktlichkeit. 2026 soll zunächst der Abwärtstrend gestoppt werden. Das Hauptproblem bleibt das überalterte Streckennetz.
Wer ist Evelyn Palla?
Evelyn Palla (52) stammt aus Südtirol und ist seit dem 1. Oktober 2025 Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn. Sie ist die erste Frau an der Spitze der DB in 190 Jahren Unternehmensgeschichte und besitzt als einziges Vorstandsmitglied einen Triebfahrzeugführerschein.
Was passiert mit DB Cargo?
Die verlustreiche Gütersparte bleibt ein Sorgenkind. Ex-Chefin Sigrid Nikutta muss gehen, ihr Nachfolger Bernhard Osburg muss bis Jahresende ein tragfähiges Sanierungskonzept vorlegen.
Fazit: Mammutaufgabe für die neue Bahn-Chefin
Evelyn Palla steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Viele Sanierungsprogramme ihrer Vorgänger sind gescheitert, der Zustand der Deutschen Bahn gilt vielen als Sinnbild einer dysfunktionalen Infrastruktur.
Mit ihrem radikalen Umbaukonzept und der Halbierung des Topmanagements setzt Palla ein deutliches Zeichen. Ob ihr gelingt, was anderen nicht gelang, wird sich zeigen. Ihre Erfolge bei DB Regio machen jedenfalls Hoffnung – und die Tatsache, dass sie selbst Züge fahren kann, dürfte ihr bei den Eisenbahnern Respekt verschaffen.












