Flughafen-Chaos Moskau. Ein massiver ukrainischer Drohnenangriff hat in der Nacht zum 11. Dezember 2025 den Flugverkehr in Moskau für mehr als sieben Stunden lahmgelegt. Alle vier großen Flughäfen der russischen Hauptstadt mussten den Betrieb einstellen. Mehr als 130 Flüge wurden umgeleitet, verzögert oder gestrichen – Tausende Passagiere saßen fest, schliefen auf dem Boden und warteten teilweise bis zu zwölf Stunden auf Informationen.
Das russische Verteidigungsministerium meldete den Abschuss von fast 300 ukrainischen Drohnen in einer einzigen Nacht. Es handelt sich um einen der größten Drohnenangriffe auf russisches Territorium seit Beginn des Krieges im Februar 2022.
Alle vier Moskauer Flughäfen betroffen
Die russische Luftfahrtbehörde Rosawijazija bestätigte, dass die Hauptstadtflughäfen Scheremetjewo, Domodedowo, Wnukowo und Schukowski mehr als sieben Stunden außer Betrieb waren. Aus Sicherheitsgründen durften keine Maschinen starten oder landen.
| Flughafen | Umgeleitete Flüge | Status |
|---|---|---|
| Scheremetjewo | 78 | Wieder in Betrieb |
| Wnukowo | 45 | Wieder in Betrieb |
| Domodedowo | 8 | Wieder in Betrieb |
| Schukowski | 3 | Wieder in Betrieb |
Insgesamt wurden in den vergangenen zwei Tagen 134 Flugzeuge zu Ausweichflughäfen umgeleitet. Viele Maschinen landeten stattdessen in St. Petersburg am Flughafen Pulkowo, der den Ansturm kaum bewältigen konnte.
Armenischer Premierminister musste umkehren
Unter den betroffenen Flugzeugen befand sich auch die Maschine des armenischen Premierministers Nikol Paschinjan. Er war nach einem Deutschland-Besuch auf dem Weg nach Moskau, als sein Flugzeug nicht auf dem Flughafen Scheremetjewo landen konnte.
Die armenische „Luftwaffe 1″ kreiste über einen längeren Zeitraum über dem Gebiet, bevor sie schließlich nach St. Petersburg umgeleitet wurde. Das Büro des Premierministers bestätigte die Umleitung zum Flughafen Pulkowo. Russische Kommentatoren bezeichneten den Vorfall als Gefährdung eines ausländischen Staatsoberhauptes durch den ukrainischen Angriff.
Chaotische Szenen an den Terminals
Videos aus dem Flughafen Scheremetjewo zeigten lange Warteschlangen und Passagiere, die auf dem Boden schliefen. Viele Reisende warteten zehn bis zwölf Stunden auf Informationen von den Fluggesellschaften – oft vergeblich.
Besonders dreist: Am Flughafen Wnukowo nutzte offenbar ein Lokalbetreiber die Notlage der gestrandeten Passagiere aus. Eine kleine Flasche Mineralwasser mit 500 Millilitern kostete plötzlich 455 Rubel. Das entspricht umgerechnet etwa fünf Euro – gemessen an der russischen Kaufkraftparität jedoch eher einem Verkaufspreis von 13,50 Euro.
Im Fernen Osten Russlands kamen mehrere tausend Menschen wegen der Flugausfälle auf ihrem Weg in den europäischen Teil des Landes nicht weiter. Um Passagiere aus St. Petersburg nach Moskau zu bringen, wurden Sonderzüge eingesetzt.
Fast 300 Drohnen abgeschossen
Das russische Verteidigungsministerium berichtete von der erfolgreichen Abwehr von fast 300 ukrainischen Drohnen in der Nacht. Die regionale Verteilung zeigt das Ausmaß des Angriffs:
| Region | Abgeschossene Drohnen | Besonderheiten |
|---|---|---|
| Region Brjansk | ~100 (mehr als ein Drittel) | Grenzregion zur Ukraine |
| Region Kaluga | 40 | Südlich von Moskau |
| Moskauer Umland | 40 | Flughafensperrung ausgelöst |
| Moskau Stadt | 31-32 | Laut Bürgermeister Sobjanin |
Moskaus Bürgermeister Sergei Sobjanin bestätigte den massiven Drohnenangriff auf die Hauptstadt. Mindestens 31 ukrainische Drohnen seien beim Anflug auf Moskau abgeschossen worden. Angaben zu möglichen Schäden machte das Verteidigungsministerium wie üblich nicht.
Chemiefabrik in Nordrussland getroffen
Nicht nur der Flugverkehr war betroffen. Im nordrussischen Gebiet Nowgorod brach nach Medieninformationen ein Brand in einem Chemieunternehmen aus. Unbestätigten Meldungen zufolge soll der Angriff einer Düngemittelfabrik gegolten haben, in der auch Ammoniaksalpeter produziert wird. Dieser Stoff wird bei der Herstellung von Sprengstoff genutzt – ein strategisch wichtiges Ziel.
Auch in der Region Woronesch wurden Schäden gemeldet. Dort sollen die Verglasung und Fassaden mehrerer Mehrfamilienhäuser durch Drohnentrümmer beschädigt worden sein.
Russland beziffert Gesamtschäden auf 6,7 Milliarden Euro
Der Chef des russischen Ermittlungskomitees, Alexander Bastrykin, erklärte, dass ukrainische Drohnenangriffe bisher in 41 von 85 russischen Regionen – also fast der Hälfte des Landes – ernsthafte Schäden verursacht hätten. Seit Kriegsbeginn belaufe sich der Schaden auf rund 600 Milliarden Rubel, was etwa 6,7 Milliarden Euro entspricht.
Moskau kündigte an, Schadenersatz von Kiew zu verlangen. Die Forderung dürfte allerdings symbolischer Natur sein – die Ukraine erhebt ihrerseits Schadenersatzansprüche im dreistelligen Milliardenbereich in Euro für die durch die russische Invasion verursachten Zerstörungen.
Drohnenkrieg eskaliert auf beiden Seiten
Die jüngsten Angriffe verdeutlichen die zunehmende Bedeutung von Drohnen in diesem Konflikt. Beide Seiten setzen unbemannte Fluggeräte in einem Ausmaß ein, wie es in keinem anderen Krieg zuvor der Fall war.
Die Ukraine hat ihre Angriffe auf russisches Territorium in den vergangenen Monaten deutlich intensiviert. Dabei werden vor allem Ölraffinerien, Treibstofflager und Rüstungsfabriken ins Visier genommen. Die Angriffe reichen mittlerweile bis zu 1.000 Kilometer tief in russisches Gebiet.
Russland seinerseits beschießt die Ukraine systematisch mit Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern. Besonders die Energieinfrastruktur wird gezielt angegriffen, was zu flächendeckenden Stromausfällen führt. In Kiew gibt es derzeit Stromabschaltungen von bis zu 17 Stunden pro Tag.
Auswirkungen auf den internationalen Flugverkehr
Die Sperrung der Moskauer Flughäfen hatte auch Auswirkungen auf internationale Verbindungen. Fluggesellschaften mussten Routen anpassen und Passagiere umbuchen. Für Reisende, die über Moskau als Drehkreuz fliegen wollten, bedeutete dies erhebliche Verzögerungen.
Internationale Fluggesellschaften meiden seit Kriegsbeginn ohnehin den russischen Luftraum. Die jüngsten Vorfälle dürften die Risikoeinschätzung für Flüge nach Russland weiter verschärfen. Ähnliche Störungen durch Drohnenangriffe könnten sich jederzeit wiederholen.
Friedensgespräche im Hintergrund
Während die Drohnenangriffe eskalieren, laufen im Hintergrund diplomatische Bemühungen. US-Präsident Donald Trump erklärte, er habe ein „hartes Gespräch“ mit europäischen Führern über eine mögliche Regelung in der Ukraine geführt. Er deutete an, dass die Krise „in kurzer Zeit“ gelöst werden könne.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow zeigte sich nach einem Angebot des ukrainischen Präsidenten Selenskyj grundsätzlich zu Verhandlungen bereit, beharrte aber auf dem Erreichen der russischen Kriegsziele. Diese umfassen unter anderem den Verzicht der Ukraine auf einen NATO-Beitritt und die Anerkennung der annektierten Gebiete – Forderungen, die Kiew kategorisch ablehnt.
Häufige Fragen zum Drohnenangriff auf Moskau
Wie lange waren die Moskauer Flughäfen gesperrt?
Die vier großen Moskauer Flughäfen Scheremetjewo, Domodedowo, Wnukowo und Schukowski waren mehr als sieben Stunden außer Betrieb. Insgesamt mussten über 130 Flüge umgeleitet, verzögert oder gestrichen werden.
Wie viele Drohnen wurden abgeschossen?
Das russische Verteidigungsministerium meldete den Abschuss von fast 300 ukrainischen Drohnen in einer Nacht. Über Moskau selbst wurden laut Bürgermeister Sobjanin 31 Drohnen abgefangen. Mehr als ein Drittel wurde in der Grenzregion Brjansk abgeschossen.
Gab es Schäden oder Verletzte?
Das russische Verteidigungsministerium machte wie üblich keine Angaben zu Schäden. In der Region Woronesch wurden Fassaden von Wohnhäusern beschädigt. In Nowgorod brannte eine Chemiefabrik. Offizielle Angaben zu Verletzten liegen nicht vor.
Warum wurde der armenische Premierminister umgeleitet?
Das Flugzeug von Premierminister Nikol Paschinjan konnte wegen der Flughafensperrung nicht in Moskau-Scheremetjewo landen. Die Maschine wurde nach St. Petersburg zum Flughafen Pulkowo umgeleitet, wo der Betrieb nicht eingeschränkt war.
Wie hoch ist der Gesamtschaden durch ukrainische Drohnenangriffe?
Laut dem Chef des russischen Ermittlungskomitees, Alexander Bastrykin, belaufen sich die Schäden durch ukrainische Drohnenangriffe seit Kriegsbeginn auf 600 Milliarden Rubel – etwa 6,7 Milliarden Euro. Betroffen sind 41 der 85 russischen Regionen.
Können sich solche Drohnenangriffe wiederholen?
Ja. Die Ukraine hat ihre Drohnenangriffe auf russisches Territorium deutlich intensiviert. Beide Seiten setzen täglich Drohnen ein. Experten gehen davon aus, dass ähnliche Angriffe auf Moskau und andere russische Großstädte jederzeit wieder stattfinden können.













