Wacker Chemie streicht mehr als 1.500 Stellen weltweit, der Großteil davon in Deutschland. Der Münchner Konzern will damit jährlich über 300 Millionen Euro einsparen. Als Gründe nennt Vorstandschef Christian Hartel hohe Energiepreise und bürokratische Hemmnisse am Standort Deutschland. Das Sparprogramm PACE soll bis Ende 2027 umgesetzt werden.
Wacker Chemie kündigt massiven Stellenabbau an
Am 27. November 2025 hat der Chemiekonzern Wacker Chemie die Details seines Sparprogramms bekannt gegeben – und die Zahlen sind alarmierend. Falls du Aktionär bist oder dich für die deutsche Chemieindustrie interessierst, solltest du jetzt genau hinschauen. Wir erklären, was hinter dem Stellenabbau steckt und was das für den Standort Deutschland bedeutet.
Was hat Wacker Chemie angekündigt?
Der Münchner Spezialchemiekonzern Wacker Chemie will weltweit mehr als 1.500 Stellen streichen – das entspricht fast einem Zehntel der gesamten Belegschaft. Der größte Teil der Arbeitsplätze soll an den deutschen Standorten wegfallen. Insgesamt plant das Unternehmen jährliche Einsparungen von über 300 Millionen Euro.
Vorstandschef Christian Hartel erklärte: „Ziel ist es, durch die Einsparungen unsere Kosten auf ein wettbewerbsfähiges Niveau zu senken.“ Das Sparprogramm trägt den Namen PACE und soll bis Ende 2027 vollständig umgesetzt sein.
Die wichtigsten Zahlen im Überblick
| Kennzahl | Details |
| Geplanter Stellenabbau | Mehr als 1.500 weltweit |
| Jährliche Einsparungen | Über 300 Millionen Euro |
| Mitarbeiter weltweit (Ende 2024) | Rund 16.600 |
| Mitarbeiter in Deutschland | Etwa 10.700 |
| Verlust Jan.–Sep. 2025 | 105 Millionen Euro |
| Umsetzungszeitraum | Bis Ende 2027 |
| Größter Standort | Burghausen (ca. 8.000 Mitarbeiter) |
Warum streicht Wacker Chemie so viele Stellen?
Die Gründe für das drastische Sparprogramm sind vielschichtig. Wacker Chemie kämpft seit Monaten mit einer anhaltenden Branchenflaute. Nach den ersten neun Monaten 2025 stand ein Nettoverlust von knapp 105 Millionen Euro in den Büchern. Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern ebenfalls rote Zahlen.
Vorstandschef Hartel machte auch die Politik mitverantwortlich und kritisierte die Rahmenbedingungen am Standort Deutschland:
- Hohe Energiepreise: Strom und Gas sind in Deutschland deutlich teurer als in China oder den USA. Wacker verbraucht nach eigenen Angaben knapp ein Prozent des gesamten deutschen Stroms.
- Bürokratische Hemmnisse: Aufwendige Genehmigungsverfahren und Regulierungen belasten die Wettbewerbsfähigkeit.
- Chinesische Konkurrenz: Aggressive Preiskonkurrenz aus Asien setzt die Margen unter Druck.
- Schwache Nachfrage: Die Bauindustrie, Solarbranche und Elektronik kaufen weniger.
Was macht Wacker Chemie eigentlich?
Wacker Chemie ist ein international tätiger Spezialchemiekonzern mit Hauptsitz in München. Das Unternehmen wurde 1914 gegründet und befindet sich bis heute mehrheitlich im Besitz der Familie Wacker. Der Konzern ist in fünf Geschäftsbereiche gegliedert: Silicones, Polymers, Biosolutions, Polysilicon und Sonstiges.
Besonders bekannt ist Wacker als weltweit größter Lieferant von hochreinem Polysilizium für die Halbleiterindustrie. Fast jeder zweite Mikrochip weltweit wird laut Unternehmensangaben mit Polysilizium von Wacker hergestellt. Auch für die Solarindustrie ist das Material unverzichtbar – es bildet die Grundlage für Solarzellen.
Der größte Produktionsstandort liegt im oberbayerischen Burghausen an der Grenze zu Österreich. Dort arbeiten rund 8.000 Menschen, darunter auch etwa 750 österreichische Pendler aus dem benachbarten Innviertel.
Wie reagiert die Börse auf den Stellenabbau?
Überraschenderweise nahmen die Anleger die Nachricht positiv auf. Die Wacker-Chemie-Aktie legte am Donnerstag zeitweise um knapp drei Prozent zu. Investoren honorieren offenbar, dass das Unternehmen seine Kostenbasis gezielt an das schwache Umfeld anpasst.
Die britische Investmentbank Barclays stuft die Aktie mit einem Kursziel von 69 Euro als „Equal Weight“ ein. Analyst Anil Shenoy merkte allerdings an, dass das Einsparziel von 300 Millionen Euro unter seiner Erwartung von 500 Millionen Euro liegt. Weitere Kostensenkungen seien daher möglich.
Weiterführende Informationen
Aktuelle Informationen zur Unternehmensstrategie findest du auf der offiziellen Website von Wacker Chemie. Für einen Überblick über die Lage der deutschen Chemieindustrie bietet der Verband der Chemischen Industrie (VCI) aktuelle Branchendaten und Analysen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wie viele Stellen baut Wacker Chemie ab?
Wacker Chemie plant den Abbau von mehr als 1.500 Stellen weltweit. Der größte Teil soll an den deutschen Standorten wegfallen. Das entspricht fast zehn Prozent der Belegschaft in Deutschland.
Warum macht Wacker Chemie Verluste?
Die Gründe sind hohe Energiepreise in Deutschland, schwache Nachfrage in wichtigen Abnehmerbranchen wie Bau und Solar sowie starker Preisdruck durch chinesische Konkurrenten. In den ersten neun Monaten 2025 belief sich der Verlust auf 105 Millionen Euro.
Was ist Polysilizium und wofür wird es gebraucht?
Polysilizium ist hochreines Silizium, das als Grundmaterial für Halbleiterchips und Solarzellen dient. Wacker ist weltweit führend in der Herstellung – fast jeder zweite Mikrochip weltweit basiert auf Wacker-Polysilizium.
Wo ist der größte Standort von Wacker Chemie?
Das Stammwerk in Burghausen (Oberbayern) ist der größte Standort mit etwa 8.000 Beschäftigten. Dort produziert Wacker unter anderem Polysilizium für die Halbleiter- und Solarindustrie.
Wie reagiert die Wacker-Chemie-Aktie auf den Stellenabbau?
Die Aktie reagierte positiv und legte zeitweise um knapp drei Prozent zu. Anleger honorieren die Kostensenkungsmaßnahmen. Allerdings erwarten Analysten für 2025 weiterhin einen Verlust.
Fazit: Wacker Chemie in der Krise – doch die Aktie steigt
Der Stellenabbau bei Wacker Chemie ist ein weiteres Warnsignal für den Industriestandort Deutschland. Hohe Energiekosten und bürokratische Hürden treiben immer mehr Unternehmen zu Sparmaßnahmen. Für die Beschäftigten in Burghausen und an anderen deutschen Standorten bedeutet das Unsicherheit. An der Börse wird das Sparprogramm hingegen als notwendiger Schritt gewertet – die Aktie legt zu. Ob Wacker langfristig wettbewerbsfähig bleibt, hängt nicht nur vom eigenen Kostenmanagement ab, sondern auch davon, ob sich die politischen Rahmenbedingungen in Deutschland verbessern.











